Welche Weltanschauung passt zur Wissenschaft?

Atheismus als weltanschaulicher Ausgangspunkt der Wissenschaft?

Zwei Wege.

Bild: Pablo Garcia Saldana auf Unsplash.com

Der Atheismus ist kein besonders guter Ausgangspunkt für Wissenschaft. Verglichen damit liefert Glaube an Gott die nötigen Voraussetzungen. Glaube an Gott ist ein wissenschaftsfreudliches Weltbild. (Hier ist ein Beispiel dafür.)

Damit ist überhaupt nicht gemeint, dass Atheisten und Materialistinnen schlechte Wissenschaft betrieben. Nein, die wissenschaftliche Methode funktioniert unabhängig von Weltanschauungen. Aber der Theismus erklärt besser, warum sie funktioniert.

Christlicher Theismus macht Forschungshoffnung

  • Christlicher Theismus lässt Regelmäßigkeit und Verstehbarkeit der Welt erwarten. (Hier ist ein Beispiel dafür.)
  • Christlicher Theismus gibt Gründe für das nötige Vertrauen.
  • Christlicher Theismus macht Nachdenken und Nachschauen plausibel.
  • Christlicher Theismus motiviert, Forschung als sinnvoll zu sehen und sie langfristig und kooperativ zu betreiben.

Glaube an Gott schafft die Voraussetzung für Wissenschaft.

Materialistischer Atheismus macht keine Forschungshoffnung

Im Gegensatz zu einer theistischen Weltsicht macht ein atheistischer Materialismus keine Hoffnung auf die Verstehbarkeit und Regelmäßigkeit der Welt. Als weltanschaulicher und theoretischer Ausgangspunkt für die Entstehung der Naturwissenschaft ist er ungeeignet.

Keine Hoffnung auf Wahrheit und Erkenntnis

Wenn eine atheistische Weltsicht der Wirklichkeit entspricht, dann sind unsere Sinne und unser Denken höchstens nützlich, allerhöchstens angepasst, und damit auch alle unsere Überzeugungen (die ihnen entstammen). Irgendwann könnten auch völlig widersprüchliche Überzeugungen nützlich sein. Aber wir sind weit davon entfernt, einen Grund zu finden, warum diese Überzeugungen wahr sind und unsere Sinne verlässlich.

Mit anderen Worten, auch für atheistische Theorien selbst finden wir keine zuverlässige Begründung: irgendwann könnte genausogut irgendeine andere Theorie hilfreich und nützlich sein. Atheistische Letztbegründungen sägen den Ast ab, auf dem wir sitzen.

Der englische Literaturwissenschaftler und Autor C.S. Lewis hat das so auf den Punkt gebracht:

„Wenn mein eigener Verstand ein Produkt des Irrationalen ist – wenn das was mir als meine klarsten Gedanken erscheinen einfach nur die Art ist, auf die ein Wesen, das so beschaffen ist wie ich, eben fühlen muss – wie kann ich meinem Verstand trauen, wenn er mir etwas über die Evolution sagt? Letztlich wird gesagt: ‚Ich werde beweisen, dass das, was du Beweise nennst, lediglich das Ergebnis von mentalen Gewohnheiten ist, die der Vererbung entstammen, welche der Bio-Chemie entstammt, welche der Physik entstammt.‘ Aber das ist dasselbe wie zu sagen: ‚Ich werde beweisen, dass Beweise irrational sind‘ oder, auf den Punkt gebracht, ‚ich werde beiweisen, dass es keine Beweise gibt‘.“ C. S. Lewis, The Funeral of a great Myth, in Christian Reflections, Eerdmans, Grand Rapids, Michigan (1967 ed by Walter Hooper) 1995, 89)

Bereits Charles Darwin hegte diesen furchtbaren Zweifel:

„In mir steigt stets der furchtbare Zweifel auf, ob die Überzeugungen des menschlichen Verstandes, der sich aus dem Verstand der niederen Tiere entwickelt hat, von irgendwelchem Wert oder im Geringsten vertrauenswürdig sind.“ (Brief vom 3. Juli 1881, in: Francis Darwin, The Life and Letters of Charles Darwin, Including an Autobiographical Chapter, Band 1, 315; zit. n. Lennox 2011, 56)

Wenn wir sagen, es gäbe keinen Gott, dann führt das dazu, dass wir sagen: Unsere Überzeugungen sind nicht vertrauenswürdig. Und dann ist auch der Ausgangspunkt nicht mehr vertrauenswürdig.

Keine Hoffnung auf Verstehbarkeit

Der Atheismus erklärt nicht gut, warum die wissenschaftliche Methode funktioniert oder warum sie voller Hoffnung entwickelt wurde. Nicht nur unser Denken, unsere Überzeugungen und Theorien werden abgesägt, auch für die Bedingungen der Wissenschaft wird es schwierig.

Wenn es keinen Gott gibt, gibt es keinen Grund, Naturgesetze zu erwarten oder zu suchen, die mathematische Beschreibbarkeit und menschliche Verstehbarkeit des Universums bleiben ein Rätsel

Keine Hoffnung auf zielführendes Vertrauen

Wenn es keinen Gott gibt, wir haben wenige Gründe, unseren Naturbeobachtungen, unserer Theoriebildung und unseren Kolleginnen und Kollegen zu vertrauen.

Vielleicht müssen wir dann sogar vom Gegenteil ausgehen? Ohne eine Weltanschauung, die Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit fördert, sind Lüge und Betrug in der Wissenschaft zu erwarten. Der Philosoph Michael Hampe legt nahe, dass wir geradezu davon ausgehen müssen:

„Doch so wie Gesellschaften, die de facto nur noch partikulare Ziele narzisstischer Einzelkämpfer kennen, sinnentleert werden, ebenso verliert das Projekt der Wissenschaft seinen Sinn, wenn die Personen, die es vorantreiben, nur den individuellen Erfolg, im besten Fall noch das Ranking der Institution, die sie angestellt hat, im Auge haben. Das versteht auch die nicht wissenschaftliche Öffentlichkeit. Sie sagt dann: ‚Na klar fälschen und tricksen sie in Hochschulen und Akademien genauso wie in Wirtschaft und Politik. Das sind ja auch nur Menschen, denen es wie allen anderen um den eigenen Vorteil geht.‘ … Die Frage ist, inwieweit eine Öffentlichkeit … noch bereit sein wird, die entsprechenden Institutionen zu alimentieren.“ (Michael Hampe, Warum lügen und betrügen Wissenschaftler? DIE ZEIT, 4.5.2016 (20), 44)

Das ist mehr als ein Ruf nach ethischen Verhaltensweisen. Hampe legt hier einen tiefen Grund frei, warum ein materialistisches Weltbild sogar der Wissenschaft als Ganzes den Geldhahn abdrehen könnte.

Atheismus oder Theismus?

Glaube an Gott ist die bessere Alternative.

Der Glaube an Gott liefert die nötigen Voraussetzungen für die Entstehung und das Fortbestehen der  Naturwissenschaft. Da es keine gute Alternative für diese Voraussetzungen gibt, ist das Funktionieren der wissenschaftlichen Methode ein Hinweis, warum es sinnvoll ist, an Gott zu glauben.

Der Philosoph Robert Spaemann sagt dazu:

„Was glaubt der, der an Gott glaubt? Er glaubt an eine fundamentale Rationalität der Wirklichkeit. Er glaubt, dass das Gute fundamentaler ist als das Böse. Er glaubt, dass das Niedere vom Höheren verstanden werden muss und nicht umgekehrt. Er glaubt, dass Unsinn Sinn voraussetzt und dass Sinn nicht eine Variante der Sinnlosigkeit ist.“ (Robert Spaemann, Der letzte Gottesbeweis, München 2007, 12f.)

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Wenn der Atheismus den Ast absägt, auf dem er sitzt, können wir fragen: Widerlegt sich der Atheismus damit nicht selbst? So sieht es zum Beispiel der Philosoph Alvin Plantinga. er vertritt ein „evolutionäres Argument gegen den Naturalismus“ (Alvin Plantinga, Where the conflict really lies. Science, religion, and naturalism, Oxford 2011, siehe auch seinen Vortrag An Evolutionary Argument Against Naturalism und den Überblick bei Wikipedia: Evolutionary argument against naturalism).

Könnte eine dritte Alternative neben Atheismus und Theismus die Lösung sein? Eine weitere Möglichkeit wäre Pantheismus bzw. Monismus. Die Theologin und Naturwissenschaftlerin Lydia Jäger vermisst im Pantheismus eine wesentliche Komponente für Naturwissenschaft:

„Jedoch bietet er keinen Platz für die Abhebung des Subjekts vom zu erkennenden Objekt.“ (Lydia Jäger, Theologie und Naturwissenschaften, in: Verantwortlich glauben. VTR, Nürnberg, 2016, 104)

„Der Pantheismus vernachlässigt jede Unterscheidung, während der Idealismus, der Empirismus und der Materialismus die Subjekt-Objekt-Beziehung auf jeweils einen Pol reduzieren wollen. Der Idealismus versucht, die zu erkennende Naturordnung aus der Struktur des menschlichen Geistes abzuleiten, der Empirismus unterdrückt den konstruktiven Beitrag desselben und der Materialismus versteht den Geist als Teil der Natur. Keiner ist somit in der Lage, die beiden Elemente, die für die Erkenntnisbeziehung grundlegend sind, zu begründen.“ (Lydia Jäger, Theologie und Naturwissenschaften, in: Verantwortlich glauben. VTR, Nürnberg, 2016, 98-117, 106.)