Wahrheit und Relativismus

Bescheiden überzeugt und offen wahrhaftig

Bescheiden überzeugt offen wahrhaftig oder Kopf hängen lassen?

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Alle Menschen sind von ihrer Weltanschauung überzeugt. Das gilt, wenn sie den Atheismus vertreten oder eine monistische Weltsicht haben. Genauso sind auch Jesus-Gläubige von der Wahrheit ihrer Weltanschauung überzeugt. Sie sind aber bescheiden überzeugt und offen wahrhaftig.

Wahrheitsansprüche

Philosophinnen, Linguisten und Theologen haben (manchmal) große Probleme mit „Wahrheit“: Was ist das überhaupt? Ist Relativismus nicht besser? Aber so absolut gut ist der Relativismus gar nicht. Wir werden die Wahrheit nicht so leicht los.

Für Jesus-Gläubige gilt das auch wegen Jesus und seiner guten Nachricht.

Christen haben eine gute Nachricht über Jesus Christus. Sie behaupten:

„Der dreieinige Gott und Schöpfer des Universums hat sich auf einzigartige Weise in der historischen Person Jesus Christus offenbart, der für unsere Sünden am Kreuz gestorben, körperlich auferstanden, seinen Jüngern erschienen und in den Himmel aufgefahren ist, um dort zu regieren, allen Menschen zu gebieten umzukehren und denen, die ihm vertrauen, den Heiligen Geist zu geben, bevor er zum Gericht wiederkommt.“ 

Dieser Jesus hat auch das Alte Testament bestätigt und das Neue Testament autorisiert. (Vgl. dazu John R. W. Stott, Jesus und die Bibel, oder dieses Video.)

Problematisch daran ist nicht die Vorstellung von Wahrheit oder das Überzeugt-sein, sondern:

  • Überzeugung ohne Gründe. Gläubige werden aber wie Jesus Gründe kennen und erklären.
  • Ausblenden von Einwänden. Gläubige werden aber wie Jesus auf Einwände eingehen und widerlegen.
  • Gesprächsverweigerung. Gläubige werden aber wie Jesus offen für Fragen und Diskussionen sein und versuchen, verständlich zu reden.
  • Überheblichkeit. Gläubige kennen aber ihre Grenzen kennen und bemühen sich, authentisch zu sein.

Wegen Jesus werden Gläubige daher nicht nur überzeugt, sondern bescheiden überzeugt sein.

Bescheiden überzeugt

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Bescheiden überzeugt

Jesus-Gläubige haben Überzeugungen. Aber wenn sie konsequent sind, haben sie dabei eine bescheidene Haltung.

Gläubige sehen sich nicht als allwissend, sondern als begrenzt und fehlbar. Das macht bescheiden. Diese Haltung drückt sich zum Beispiel in den Worten von Paulus aus:

Denn unser Erkennen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn sich die ganze Wahrheit enthüllen wird, ist es mit dem Stückwerk vorbei. Einst, als ich noch ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, ich fühlte und dachte wie ein Kind. Als ich dann aber erwachsen war, habe ich die kindlichen Vorstellungen abgelegt. Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel; dann aber schauen wir Gott von Angesicht. (1.Korintherbrief 13,9-12)

Paulus geht also davon aus, dass es möglich ist, Wahrheit stückweise zu erkennen. Aber gleichzeitig bedeutet die menschliche Begrenztheit für ihn, dass noch tiefere und umfassendere Erkenntnis immer möglich ist. Gläubige sind daher überzeugt, dass sie nicht alle Wahrheit besitzen.

Gott ist der Einzige, der die Wahrheit wirklich völlig erfasst. Gott hat wahres Wissen und kann es offenbaren (Matthäus 11,27). Er sagt über sich in der Bibel:

„Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee … so wird mein Wort sein …“ (Jesaja 55,8-11)

Offen wahrhaftig bescheiden überzeugt

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Offen wahrhaftig

Gott ist wahrhaftig. Für viele Gläubige ist daher Wahrhaftigkeit ein sehr hoher Wert. Wahrheit und Wahrhaftigkeit sind in der biblischen Weisheit verbunden:

 Wer die Wahrheit aussagt, hilft dem Recht zum Sieg; ein falscher Zeuge bringt es zu Fall.
Die Worte mancher Leute sind wie Messerstiche; die Worte weiser Menschen bringen Heilung.
Wahrheit besteht für immer, Lüge nur einen Augenblick.
(Sprüche 12,17-19, Lutherübersetzung)

Christen werden aufgefordert, wahrhaftig zu sein:

Legt das Lügen ab und sagt zueinander die Wahrheit; denn wir alle sind Glieder am Leib von Christus. (Epheserbrief 4,25)

Außerdem bemühen sich Jesus-Gläubige, Gottes Offenbarung besser zu verstehen. Der Mathematiker, Philosoph und Theologe Vern Sheridan Poythress kommt zu diesem Schluss:

„Wir müssen in seiner Wahrheit leben (Joh 14,6) indem wir  durch sein Wort geheiligt werden (Joh 17,17). Wir müssen in seiner Wahrheit wandeln und die Wahrheit sagen (2.Joh 4; 3.Joh 3-4; Eph 4,25).“ (Poythress 299)

Bescheiden überzeugt und offen wahrhaftig

Wahrheit kann als Waffe oder zur Machtausübung missbraucht werden. Die Lösung ist aber nicht eine Abkehr vom Wahrheitsbegriff zum Relativismus. Der Relativismus ist nur relativ gut. Besser ist eine bescheidene und wahrhaftige Haltung.

Der christliche Wahrheitsanspruch kommt aus den Aussagen von Jesus (und damit auch der ganzen Bibel). Aber diese Aussagen verpflichten Gläubige dazu, bescheiden überzeugt und offen wahrhaftig zu sein.

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Die Zusammenfassung des Evangeliums geht auf Peter May, The Agenda of Apologetics, o.O (o.V.), o.J. zurück, vgl. Christian Bensel, Evangeliumszentrierter Gottesdienst, in: Unsere Gottesdienste: Jesus im Zentrum oder nur als Fassade?, VTR, Nürnberg 2017,35-50, 35.