„Ihr liebt Jesus? Echt jetzt? Wieso?“ Der Apostel Petrus ist richtig überrascht. Aber wir lieben diesen liebenswürdigen Jesus.
Wie die Bibel unsere Jesusliebe beschreibt
Jesus fragte Petrus: Liebst Du mich? (Johannes 21,15-17) Und Petrus liebt Jesus. Unvollkommen, aber wirklich. Weil Jesus ihn liebt. So ist das in der Bibel:
Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. (1.Johannesbrief 4,20 )
Und darum wird Petrus sich um die Gläubigen kümmern. Weil er Jesus liebt. Er hat ihn ja erlebt! Deswegen sprudelt es im 1.Petrusbrief immer so richtig aus ihm heraus: immer wenn er über Jesus redet, brechen alle Dämme. Und das bringt andere dazu, Jesus zu lieben.
„Ihr habt ihn nie gesehen und liebt ihn doch.“ (1. Petrus 1,8)
Der Apostel Petrus scheint in seinem Brief ein bisschen darüber zu staunen. Es klingt ein bisschen so: „Ich hab ihn ja gesehen und erlebt. Dass ich ihn liebe, ist kein Wunder. Aber ihr habt ihn nie gesehen und liebt ihn doch! Wow!“
Trotzdem haben seine Leserinnen und Leser Jesus geliebt.
Gott hat Liebe – von ihm? Zu ihm? – in ihr Herz ausgegossen (siehe Römer 5,5). Und Gott lässt Liebe in ihrem Herz wachsen (siehe Galater 5,22-23a). Jesus wurde „DIE Kostbarkeit“ für sie (1.Petrus 2,7). Mehr wert als alles. Sie geben ihr Kostbarstes, um ihm zu dienen. (Ihr Salböl, ihre zwei Groschen, wie in Markus 14,3 und 12,42.)
Das ist das Ziel: Liebe.
„Das Ziel der Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungeheucheltem Glauben.“ (1.Timotheus 1,5)
Die Christen lieben Jesus und von diesem Jesus reden sie dauernd. Zunächst erzählen sie einander von ihm. Sie helfen einander dabei auch mit geprägten Formulierungen (wie in 1.Korinther 15,3-7). Als es nötig wird, schreiben sie es auf: so entstehen die Evangelien im Neuen Testament.

Der ungläubige Thomas. Von Michelangelo Merisi da Caravaggio, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org
Wie Gläubige unsere Jesusliebe beschreiben
Irenäus (130-202) drückt Sehnsucht und Liebe aus:
„… wenn das Vollkommene kommt … [dürfen wir] auch keinen andern Christus oder Sohn Gottes […] erwarten, sondern den aus Maria der Jungfrau, der für uns gelitten hat, an den wir glauben, und den wir lieben. So spricht auch Isaias: ‚Und sagen werden sie an jenem Tage: Siehe, das ist der Herr, unser Gott, auf den wir gehofft haben, und wir frohlocken in unserm Heile.‘“ (Irenäus (130-202),Contra Haereses, IV.9.2.)
Christen ehren und lieben Jesus, wie Ephräm der Syrer sagt:
„Wer sollte sich nicht fürchten und seinen Leib ihm rein bewahren? Als er in das Haus seines Vaters, jenen erhabenen Tempel, eintrat, trieb er mit Stricken Diejenigen hinaus, die ihre Hoffnung sich abgeschnitten, weil sie den Tempel gering achteten. Er gab Jerusalem den Scheidebrief und nahm auch den Weinberg den Bebauern weg. Wer sollte sich nicht fürchten? Wer sollt‘ ihn aber auch nicht lieben? Er lobte ja seine Handelsleute, welche die Talente, die sie empfangen hatten, verdoppelten (Mt 25,20 f.; Lk 19,17 f.); er bestrafte aber hart jenen bösen und verbrecherischen Knecht, der seine Hausgenossen mißhandelte und seine Mitknechte zu Grunde richtete (Anm: Mt 18,28 f.). … Er ist ja der gute Herr, von dem geschrieben steht, daß er Schmerz und Ermüdung ausstand, weil er unsre Schwäche an sich genommen hatte. Dagegen legte er uns aber auch die Namen seiner Hoheit bei. (Ps 82,6; Joh 10,34.)“ (Ephräm der Syrer (306-373), Ausgewählte Gesänge gegen die Grübler über die Glaubensgeheimnisse (BKV) 18. Zeugnisse für die Gottheit Jesu. Vom Glauben und Unglauben an ihn. Der vierundfünfzigfte Gesang des Originals. 3. Von der Ehrfurcht und Liebe gegen ihn.)
Martin Luther spricht von Fröhlichkeit, Trost, Liebe:
„Denn wo ein Herze also Christum höret, das muß frölich werden, von ganzem Grunde Trost empfahen, und süsse werden gegen Christo, ihn wiederum lieb zu haben.“ (Martin Luther, von der Freyheit eines Christenmenschen, 18)
Die Philosophin Simone Weil sagte
„Die Schönheit dieser Welt ist das zarte Lächeln Christi, das durch die Materie zu uns kommt“. (Simone Weil, Waiting For God. Harper Torchbooks, 1973, 164-165.)
Unsere Sehnsucht nach Schönheit ist nicht nur ein Hinweis auf die Existenz Gottes. Simone Weil spricht von einer „plötzlichen Übermächtigung durch Christus“. Durch das Leiden hindurch habe sie die „Gegenwart einer Liebe“ empfunden, es war die Erfahrung
„einer wirklichen Berührung von Person zu Person…“ (Simone Pétrement, Simone Weil. Ein Leben. Universitätsverlag, Leipzig 2007, 471)
Der britische Theologe Michael Reeves schwärmt von Jesus:
„Großzügig und freundlich, fest und entschlossen, er hat immer überrascht. Er war liebevoll unsentimental. Seine Einsicht verunsicherte Menschen und seine Freundlichkeit hat sie für sich gewonnen. Er war wirklich ein Mann von außergewöhnlichen – und außergewöhnlich anziehenden – Gegensätzen. Man konnte ihn einfach nicht festnageln, denn dann würde man aus ihm nur das eine oder das andere machen. Er war heißblütig und menschlich, aber nicht rau. Rein, aber nie langweilig. Ernst, mit Sonnenstrahlen von Witz. Schärfer als geschliffenes Glas, keiner konnte ihn mit Argumenten übertreffen, aber er tat es nie nur um zu gewinnen. Er hatte keine Mängel in sich, doch war er transparent und bescheiden. Er erhob die großartigsten Ansprüche für sich selbst, doch ohne den Hauch von Wichtigtuerei. Er randalierte im Tempel, sprach vom Höllenfeuer, nannte Herodes einen Fuchs und die Pharisäer aufgemotzte Leichen, und doch zweifelst Du nie an seiner Liebe, wenn Du sein Leben liest. Mit seinem Riesenherz hasste er das Böse und fühlte mit den Bedürftigen. Er liebte Gott und er liebte die Menschen. Du siehst ihn an und man muss sagen: ‚Hier ist ein wirklich lebendiger Mensch, der in keiner Weise verwelkt ist, viel vitaler und kraftstrotzender, viel voller und kompletter, viel menschlicher als jeder andere.‘“ (Michael Reeves, Rejoicing in Christ, IVP, Downers Grove, IL, 2015, 54-55)
Königin Elizabeth II hat oft über Jesus in ihren Weihnachtsansprachen gesprochen:
„Obwohl wir zu großen Freundlichkeiten fähig sind, lehrt uns die Geschichte, dass wir manchmal Rettung vor uns selbst brauchen – vor unserer Rücksichtslosigkeit oder unserer Gier. Gott hat eine einzigartige Person in die Welt gesandt – weder einen Philosophen noch einen General (so wichtig sie auch sind) – sondern einen Retter mit der Macht zu vergeben. Vergebung ist das Herz des christlichen Glaubens. Sie kann zerbrochene Familien heilen, Freundschaften wiederherstellen und gespaltene Gemeinschaften versöhnen. In der Vergebung spüren wir die Kraft der Liebe Gottes.“ (Christmas Broadcast 2011)
Der BILD Journalist Daniel Böcking schreibt ein ganzes Buch über
„Mein Glück mit Jesus“ (Warum Glaube großartig ist. Mein Glück mit Jesus. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2018)
Sein Hauptpunkt: Es ist großartig, Jesus zu lieben.

Bild: Ford Madox Brown, Jesus washing Peter’s feet. wikimedia.org
Wie Andere ihre Jesusliebe beschreiben
Viele Menschen bekommen etwas von Jesus mit
Gläubige verehren ihn und fangen an, umzusetzen, was er lehrt. Sie helfen einander. Sie entwickeln neue Ideen fürs Zusammenleben. Sie entwickeln neue Institutionen.
Jesus hat unsere Welt zum Guten verändert. Darüber werden ganze Bücher geschrieben (z.B. Tom Holland, Herrschaft, 2021). Jesus war der Wendepunkt in der Geschichte der Frauen, Kinder, Sklaven, Ausländer, Schwachen, Alten und Kranken. (Mehr dazu findest Du hier: Ist Jesus gut für uns und die Gesellschaft?)
Sie kriegen plötzlich Würde. Das prägt uns bis heute so, dass wir denken: Jeder Mensch ist wertvoll. Das kommt nicht aus der Natur. Und das hat uns zutiefst zum Guten geprägt, nicht nur in Kunst und Literatur, sondern auch in Politik und Ethik. Weil Jesus Menschen verändert.
Der Philosoph Karl Jaspers hat ihn einen der „maßgeblichen Menschen“ genannt. Neben Jesus stehen noch Sokrates, Buddha und Konfuzius auf seiner Liste. Jaspers sagt zur „Wirkung Jesu“ schlicht:
„Sie ist unermeßlich.“ (Karl Jaspers. Die großen Philosophen. Taschenbuchausgabe, 8. Auflage 2007, zuerst 1957 im Piper Verlag München, 208)
Jesus prägt auch unsere Politik. Vor einiger Zeit wies ein Historiker in der ZEIT darauf hin, dass wir Religion und Staat unterscheiden. Im Islam oder im Römischen Reich hat es das nicht gegeben. Wodurch ist die Trennung entstanden?
„… durch Jesus (‚Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist‘)“ Heinrich August Winkler, Scheitert der Westen an sich selbst? Die ZEIT, 1.10.2015 (Nr 40), 53.
Jesus prägt uns – und er ist in der Zeitung.
Der Autor und Theologe Timothy Keller fasst zusammen:
„Der ganze Hintergrund unseres Arbeitslebens gerade im Westen – das Aufkommen der modernen Technik, das demokratische Ethos hinter dem modernen Kapitalismus, die Idee von Freiheit des Einzelnen als Basis der wirtschaftlichen Freiheit und der Entwicklung von Märkten – ist weitgehend das Ergebnis der kulturellen Veränderungen, die das Christentum mit sich brachte. Der Historiker John Sommerville schreibt, dass die fundamentalsten Ideen der westlichen Gesellschaft, wie die, dass Vergebung und Dienst wichtiger sind als Rache und das Wahren des Gesichts, tiefe biblische Wurzeln haben. Ich stimme überein mit den vielen Denkern, die behaupten, dass die ganze moderne Wissenschaft sich nur in einer Gesellschaft entwickeln konnte, in der die biblische Sicht von einem einzigen, allmächtigen, persönlichen Schöpfer herrschte. Wir alle verdanken der einzigartigen Gestalt und Macht der christlichen Weltanschauung mehr, als uns vielleicht bewusst ist.“ (Timothy Keller, Berufung, Brunnen Verlag, 2014, 173)

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Zitate von Nicht-Christen, die von Jesus schwärmen.
H.G. Wells war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Historiker und hat angeblich gesagt:
„Ich bin ein Historiker, ich bin nicht gläubig, aber ich muss als Historiker bekennen, dass dieser mittellose Prediger aus Nazareth unwiderruflich im Zentrum der Geschichte steht. Jesus Christus ist mit Leichtigkeit die beherrschende Person der Geschichte.“
Der britische Autor Robert Harris wurde in der ZEIT interviewt. Er hatte gerade ein Buch über den Vatikan geschrieben und zur Vorbereitung hat er sich mit der Kirche, der Geschichte, der Kunst und allem beschäftigt. Die Reporterin fragt: „Was hat Sie überrascht?“ Antwort:
„Die Lektüre der Evangelien. Ich hatte die Bibel seit meiner Schulzeit nicht mehr wirklich gelesen, und nun war ich beeindruckt, wie lebendig mir die Person Jesu Christi aus den Seiten entgegentrat.“ (Evelyn Finger, „Ich finde Atheisten humorlos“ Der britische Starautor Robert Harris legt meinen Roman mit dem Titel „Konklave“ vor. Ein Gespräch über Gott, Kardinäle, Roms Geheimnisse – und wie man recherchiert. Die ZEIT, 17.11.2016 (Nr 48), 62.)
Frédéric Lenoir, Autor und Religionssoziologe berichtet, wie sein „Erstkontakt“ mit Jesus gelaufen ist:
„Mit neunzehn Jahren schlug ich zum ersten Mal die Evangelien auf. Der Zufall brachte mich zum Johannesevangelium, und es war ein schwerer Schock. Die Worte Jesu sprachen nicht nur meinen Verstand an, sondern sie rührten auch an mein Herz.“ (Sokrates, Jesus, Buddha. Die Lebenslehrer, Piper, München und Zürich, 2. Aufl 2010, 12.)
Viele Menschen erleben etwas Ähnliches, wenn sie zum ersten Mal selbst die Evangelien lesen. Sie merken, dass an Jesus etwas Besonderes ist.
Amos Oz, der israelische Autor, sagte:
„Ich las also die Evangelien und verliebte mich in Jesus, in seine Vision, seine Zärtlichkeit, seinen herrlichen Sinn für Humor, seine Direktheit, in die Tatsache, dass seine Lehren so voller Überraschungen stecken und so voller Poesie sind. Ich war in keinem Punkt mit ihm einig, doch das ist nun einmal unser Wesen: Sie werden niemals zwei Juden finden, die sich in irgendeiner Sache einig sind.“ (Amos Oz, Jesus war Jude, einer von uns!, ZEIT No 9, 22.2.2018.)
Gandhi wird eine Aussage in dieser Richtung zugeschrieben:
„Oh ich lehne Euren Christus nicht ab. Ich liebe Euren Christus. Es ist nur so, dass so viele von Euch Christen Eurem Christus so unähnlich sind.“ (Quelle: Bombay Sarvodaya Mandal & Gandhi Research Foundation, mkgandhi.org.)
Die englische Komikertruppe Monty Python wollte einen Film über Jesus machen und er sollte „The Life of Jesus“ heißen. Sie sind übers Wochenende losgefahren und haben das Neue Testament gelesen. Sie konnten dann den Film nicht so machen, wie sie gedacht haben. John Cleese sagt:
„Sobald man der Figur Christi wirklich nahe kommt, war es einfach nicht mehr lustig. Denn Christus war weise und flexibel und intelligent. Und er hat einfach nichts von dem, was eine Komödie ausmacht: Neid, Gier, Bosheit, Habsucht, Lust, Dummheit.“ (Zit. n. Chris Sinkinson, Confident Christianity, Conversations that lead to the cross, IVP, Nottingham 2012.)
Dieses Zitat zeigt ein bisschen seine seltsame Theorie über Humor… aber es zeigt auch: Monty Python sind im Neuen Testament einer Figur begegnet, die nicht ins Bild – in den Film – gepasst hat. Sie waren im falschen Film für den echten Jesus.
Albert Einstein sagte:
„Ich bin Jude, aber ich bin gefesselt von der strahlenden Figur des Nazareners… Niemand kann die Evangelien lesen ohne die wirkliche Gegenwart von Jesus zu fühlen. Seine Persönlichkeit pulsiert in jedem Wort. Kein Mythos ist mit diesem Leben erfüllt.“ (Isaacson, Walter (2007). „Einstein and Faith“ Time 169 (April 5): 47. Zit. n. http://en.wikipedia.org/wiki/Religious_views_of_Albert_Einstein#cite_ref-Einstein_and_Faith_22-6)
Madonna schwärmte von Jesus:
„Meiner Meinung nach sollten wir alle Jesus nachahmen. Die Botschaft von Jesus ist, dass man seinen Nächsten wie sich selbst lieben soll, und dass es Leute in Not gibt. Ich hoffe, dass Menschen diese Botschaft verstehen. Natürlich glauben manche, dass ich absichtlich kontrovers bin. `Die geht da ans Kreuz, um zu provozieren`, aber das war bestimmt nicht meine Absicht. Ich will selbst wie Jesus sein, wie Gandhi, Martin Luther King und John Lennon. – Ausser natürlich, dass ich gern noch ein bisschen leben möchte.“ (https://www.livenet.ch/magazin/kultur/musik/133510-madonna_will_wie_jesus_sein.html)

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Jesus-Fiktionen
Die Jünger missverstehen Jesus:
„Als aber das die Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und sie verzehre.“ (Lukas 9,54)
Ihr Liebe ist groß, aber viel verstanden haben sie nicht!
Menschen haben so oft furchtbare Dinge angeblich im Namen von Jesus getan: „Kreuz“-züge, Hexenverbrennungen, Machtmissbrauch und Vertuschung von Verbrechen. Das Problem liegt aber nicht daran, dass diese Menschen etwas über Jesus wissen. Es liegt daran, dass sie nicht genug wissen oder es nicht genug umsetzen. Das Problem ist nicht zu viel Jesus, sondern zu wenig Jesus. Die Gläubigen haben die wunderbare Melodie von Jesus oft total falsch gespielt und verhunzt. Aber wo diese Melodie deutlich erklingt, prägt Jesus unsere Welt zum Guten.
Fan-Fiction und Angriffe
Gemälde, Jesus-Filme und Romane von Dostojewski bis Anne Rice zeigen die Bedeutung von Jesus. Jesus tritt als literarische oder bildliche Figur auf. Künstler sind fasziniert von ihm.
Angriffe von Celsus oder Kaiser Julian bis Bertrand Russell („Warum ich kein Christ bin – der Charakter Christi“) zeigen die Bedeutung von Jesus.
Umdeutung
Umdeutungen vom Thomasevangelium (ca 150 n.Chr.) bis Dan Brown („Sakrileg“) wollen den „Jesus-Faktor“ für die eigene Message nutzen.
Umdeutungen: Drei Beispiele aus dem Thomasevangelium
- Beispiel 1 – Geheimlehre oder Offenheit?
„Dies sind die verborgenen Worte, die der lebendige Jesus sagte, und Didymos Judas Thomas schrieb sie auf. Und er sagte: „Wer die Deutung dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.“ (Thomas-Evangelium, Logion 1)
Im Thomasevangelium geht es darum, die geheime Bedeutung der geheimen Worte zu finden, dadurch erleuchtet zu werden und so ewiges Leben zu erlangen. Wie anders ist der historische Jesus des Neuen Testaments:
„Kommt her zu mir alle…“ (Matthäus 11,25)
Der echte Jesus ist offen und zugänglich, er lehrt jeden und jede!
- Beispiel 2 – Vergeistigung oder Wertschätzung der Körperlichkeit?
„Seine Jünger sprachen: „Wann wirst du uns erscheinen, und wann werden wir dich sehen?“ Jesus sprach: „Wenn ihr euch entkleidet, ohne dass ihr euch geschämt habt und nehmt eure Kleider (und) legt sie unter eure Füße wie kleine Kinder (und) trampelt darauf, dann werdet [ihr] den Sohn des Lebendigen sehen, und ihr werdet euch nicht fürchten.““ (Thomasevangelium, Logion 37)
Alles Äußerliche wird im Thomasevangelium unbedeutend. Wenn Innerliches alles ist, was Dir etwas bedeutet, hast Du die wahre Erleuchtung erlangt und Du bist erlöst.
In der Bibel ist es anders! Der Körper ist wesentlich als Tempel des Heiligen Geistes – das ist eine sehr hohe Sicht des menschlichen Körpers. Jesus ist das Äußerliche nicht egal, für ihn ist es auch wichtig. Die Gläubigen müssen sich aber darum nicht viele Sorgen machen, denn er verspricht, dass Gott sie kleiden wird:
… Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen? … (Matthäus 6,25-34).
Euch die vielen Berichte von Jesus beim Essen und Trinken zeigen, dass er eine andere Einstellung zum Körper hatte. Das vierte Evangelium schließt mit Gesprächen beim Grillen am Strand:
… Kommt her und frühstückt! (Johannes 21,12)
- Beispiel 3 – Frauenhass oder Wertschätzung für Frauen?
Das Thomasevangelium erreicht ganz zum Schluss einen weiteren Tiefpunkt:
„Simon Petrus sprach zu ihnen: „Maria soll von uns weggehen, denn die Frauen sind des Lebens nicht wert.“ Jesus sprach: „Siehe, ich werde sie ziehen, auf dass ich sie männlich mache, damit auch sie ein lebendiger, euch gleichender, männlicher Geist werde.“ (Ich sage euch aber): „Jede Frau, die sich männlich macht, wird eingehen in das Königreich der Himmel.““ (Logion 114)
Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, was der echte, historische Jesus auf die Frage des Petrus geantwortet hätte (siehe Matthäus 16,23).
Die Umdeutungen zeigen, wie zentral Jesus ist
Auch die Umdeutungen zeigen, wie zentral Jesus ist! Mit seinem Namen kann man gut seine eigene Agenda unters Volk bringen.
Gibt es viel mehr Jesusliebe als vermutet?
Bei seinen Recherchen fand der BILD-Journalist Daniel Böcking heraus:
„Ich habe das Internet nach Listen durchforstet: Berühmteste Personen aller Zeiten? Beliebteste Person aller Zeiten? Person, die am stärksten die Weltgeschichte beeinflusst hat? Fast immer ist die Antwort: Jesus von Nazareth. In einem Buch („Die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte“) schafft er es nur auf Platz 3 hinter Mohammed und Isaac Newton. Doch die meisten Treffer führen Jesus ganz oben auf der Liste.“ (Daniel Böcking. Warum Glaube großartig ist. Mein Glück mit Jesus. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2018, 105)
Auch in seiner persönlichen Erfahrung war Jesus viel beliebter als oft vermutet:
„Auch Menschen, die nicht an seine Auferstehung glauben, respektieren seine verändernde Kraft. Erst vor einer Woche bekam ich eine Mail von einem Kollegen, der früher einmal ein Praktikum bei BILD gemacht hatte. Er schrieb mir, dass er nicht an Jesus glaube – dass es ihn aber freue, welche Veränderung ich durchleben durfte, weil er mich damals (es ist etwa 15 Jahre her) als gereizt und sehr oft genervt erlebt hätte. Auch er verbände mit Jesus viel Gutes – allen voran die Bereitschaft, jede Sünde zu vergeben. DAS ist der Jesus, wie ich ihn kennengelernt habe. Alles verändernd. Kein Grund, sich für ihn zu schämen.“ (Daniel Böcking. Warum Glaube großartig ist. Mein Glück mit Jesus. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2018, 106)

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Was finden wir an Jesus so liebenswert?
Sein Verstand
- Er war schlagfertig und weise. Oft nutzt er teilweise implizite Argumente, damit involviert er den Gesprächspartner.
- Wenn er wirklich der göttliche Logos, die Weisheit ist, dann stimmt, was Paulus über ihn schreibt:
Alle Schätze der Weisheit sind in Christus verborgen (Kolosser 2,3)
- Der Philosophieprofessor Dallas Willard schrieb einen Aufsatz mit dem Titel
„Jesus, der Logiker“.
Darin wies er nach, wie viel Logik Jesus einsetzte.
„Sein Charakter ist so eng in die Fasern des Universums eingeschrieben, dass man, wenn man gegen Christus den Logos denkt, gegen Logik denkt und in Torheit versinkt (Ps 14,1). In seiner Welt arbeiten unsere Fähigkeiten besser, je mehr sie durch den Glauben an ihn genutzt und gelenkt werden. Dann sind wir logischer, lebendiger, kreativer, schöpferischer, denn wir arbeiten entlang der Faserung.“ (Michael Reeves, Rejoicing in Christ, IVP, Downers Grove, IL, 2015, 25)
Seine Kreativität
- Welches Handwerk hat Jesus betrieben? Und Welches Kunsthandwerk? Er würde sicher den Literaturnobelpreis bekommen!
- Seine Kreativität und sein Verstand kommen in seiner Art zu reden zusammen:
„Sokrates war der Meister des Dialogs und der Ironie; der Buddha bevorzugte den Vortragsstil; und die Besonderheit Jesu ist, dass er alle Redeformen und jede Stilebene benutzte, also Dialog, Ironie, Predigt, aber auch Bekenntnis, Gebet, Gleichnis, Machtwort, und das in dem offensichtlichen Bestreben, sich den jeweiligen Gesprächspartnern anzupassen.“ (Lenoir, 125)
Überhaupt – das ist jetzt nicht von Lenoir – war Jesus ein literarisches Genie, denken Sie nur an die Gleichnisse oder die Gedichte.
- Der Theologe Kenneth Bailey urteilt zum Beispiel über Lukas 16,9-13:
„The poem is a single unit and must have been shaped into ist present form by a single poet of remarkable skill“ (Kenneth E. Bailey, Poet & Peasant, Eerdmans 1983, 116)
- Wenn er ist, wer er behauptet, zeigt sich seine Kreativität an seiner Schöpfung (Johannes 1,1-3. 1.Korinther 8,6. Kolosser 1,16, Hebräer 1,2).
Seine Wunder
- Es stimmt, dass Jesus Wunder getan hat. Sogar seine Gegner geben das zu. Der Talmud berichtet zum Beispiel davon:
„Er hat Zauberei getrieben“ (Talmud, Sanhedrin 43a).
- Auch Flavius Josephus berichtet davon:
„Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, … Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten …“ (Josephus, Ant 18,63)
John Dickson, Historiker und Theologe, sagt:
„Nahezu jeder, der mit akademischer historischer Jesusforschung befasst ist, unabhängig von ihrem allgemeinen Skeptizismus gegenüber Wundern, gibt offen zu, dass die Quellen über Jesus zu dem Schluss führen, dass er Dinge getan hat, die von den Menschen um ihn als Wunder betrachtet wurden. Diese Schlussfolgerung ist ohne Parallele in der Altertumswissenschaft.“
Aber es hat doch viele Wundermänner gegeben, damals, sagt man. Aber das stimmt nicht. Es gibt drei unsichere Kandidaten aus der griechisch-römischen Welt und zwei Kandidaten aus der jüdischen Welt. Von einem, Onias (Honi der Kreiszieher Honi ha-M’agel, gestorben ca. 65 v.Chr.) wird berichtet, dass er für Regen gebetet hat und es regnete. Das kann man kaum mit Jesus vergleichen. Und der andere aus der jüdischen Welt, Chanina ben Dosa (gestorben um 75 n.Chr.) hatte anscheinend einen Gebetsdienst für Kranke (laut der Mishna, Berachot 5,5). Er wusste, ob sein Gebet erhört werden würde oder nicht. Der Talmud schmückt später sein Leben mit Wundergeschichten aus. Die schriftlichen Quellen sind alle nach Jesus entstanden, oft Jahrhunderte später.
Ganz anders war Jesus: Von ihm werden über 30 Wunder einzeln berichtet und es gibt immer wieder Zusammenfassungen, dass er noch mehr geheilt hat. Es hat ihm aber politisch nichts gebracht (anders als Vespasian, einem römischen Kaiser von dem auch ein Wunder in Ägypten überliefert wird).
Jesus hat auch nicht lange gebetet oder sonst etwas aufgeführt, damit die Leute geheilt würden. Meistens hat er nur gesagt: „Es geschehe.“ Jesus braucht keine Zaubersprüche, Beschwörungen, Amulette, Asche, Hundehaare, Weihrauch oder ähnliches. So haben die antiken Magier gearbeitet.
- Seine Wunder sind Zeichen für Gottes Liebe, Herrschaft, Gnade, Versöhnung. Jesus hat sie als Zeichen und Bestätigung gewirkt, dafür, dass das Reich Gottes gekommen sei (Lukas 11,20). Die Zeichen (Johannes 4,54) sind Ausdruck der Liebe Gottes für alle Menschen und Bestätigung für die Ansprüche Jesu. Zugleich werden Menschen wieder hergestellt und versöhnt in die Gemeinschaft zurückgeführt.
Sein Wesen
- Zurückhaltend: Etwas war anziehend an ihm, aber es war wohl nicht das Äußere. Er lebte unscheinbar über Jahrzehnte – welche Zurückhaltung!
- Aufmerksam: Z.B. Markus 5: Die Blutflüssige ist eine Tochter (34). Natürlich darf sie ihn berühren. Das Mädchen ist hungrig – also bitte gebt ihr was zu essen. (43)
- Zugänglich: Eltern bringen Kinder und hoffen auf Hilfe. Kranke, Unreine, „Unwürdige“, Frauen und Bettler, Aussätzige und Ausländer (und ihre Sklaven) hoffen auf ihn und kommen zu ihm. (Deswegen gibt es so viele Berichte über Menschenmassen bei Jesus.) Gleichzeitig werden viele Gespräche mit Einzelnen berichtet.
- Genügsam – und in Feierlaune:
„Bei Jesus ist das völlig anders. Nicht nur zählte er nie auf Gönner und erhielt keine Länder oder Klöster, sondern die einzigen Gaben, die er annahm, waren Mahlzeiten für ihn und seine Anhänger. Mit seinen Jüngern lebte er in größter Mittellosigkeit.“ (Lenoir 106)
- Ehrlich und Mutig. Jesus stellt die Machtsysteme in Frage (z.B. den Tempel und die hohepriesterliche Dynastie in Matthäus 21). Er redet so, dass es die Leute mitreißt
- Man sagt, wenn Cicero in Rom gesprochen hat, haben sich die Leute angeschaut und gesagt: Tolle Rede! Man sagt, wenn Demosthenes in Athen gesprochen hat, haben sie sich angeschaut und gesagt: Ja, wir tun es!
- Wenn Jesus von Nazareth gesprochen hat, dann waren die Leute entsetzt! Sie waren außer sich vor Freude, verdattert über seine Weisheit, beschämt über ihren Egoismus und Heuchelei, getröstet in ihrer Verzweiflung, geheilt in ihren Verwundungen. Seine Worte haben eingeschlagen wie eine Bombe. Die Herzen sind ihm entweder zugeflogen, die Angst ist geschmolzen, alles Vortäuschen war zu Ende – Er hat in ihre Herzen geblickt und es gab kein Halten mehr.
- ODER die Mordlust, die Gottesallergie der Menschen ist voll zum Vorschein gekommen, die Abscheu gegen das Leben und die Veränderung zum Guten, die Jesus angeboten hat, die tödliche Gefahr für das Unrecht, Egoismus, Hass.
- Jesus ist „die Axt für das gefrorene Meer“ in uns. Er ist auch die Sonne, die das Eis zum Schmelzen bringen kann. Aber er hat nie einen Menschen kalt gelassen.
- Provokant: Nicht nur mit Worten (Blut trinken! Johannes 6. Verhasste Ausländer als Vorbilder in Lukas 4.) Alle sind wichtig. Er nimmt sich Zeit für Gegner. Er hat Zeit für wirklich schlimme Menschen wie Zachäus (Lukas 19).
- Besonders provokant ist sein unglaublicher Anspruch, Gott zu sein!
- Er hat keinen Weg beschrieben, „dort drüben, so und so geht das.“ Er hat gesagt: „Ich bin der Weg.“ Er hat die Wahrheit nicht gesucht, wie Sokrates: Er hat gesagt: „Ich bin die Wahrheit.“ Er hat nicht Offenbarung benötigt wie Mohammed. Er ist das Wort Gottes. Er hat nicht Erleuchtung gesucht wie Buddha. Er ist „das Licht der Welt.“ (Johannes 14,6; 1,14; 8,12)
- Er ändert die Passah-Liturgie und bezieht sie auf sich (Markus 14,22-25). Das ist ungefähr so als würde jemand versuchen, seinen Namen ins Vaterunser einzuführen.
- Jesus hat beansprucht, Gott zu sein. Das sehen wir im ältesten Evangelium, dem Markusevangelium: Die Tempelreinigung zeigt seinen Anspruch als Hausherr im Tempel (Markus 11,15-19). Er nennt sich selbst „Herr des Sabbats“ (Markus 2,28). Er hat den Namen Gottes für sich verwendet („Ich bin“, Markus 14,62), er hat Gottes Ehrentitel des „Bräutigams“ für sich in Anspruch genommen (Jesaja 62,5; Jeremia 2,2; Hesekiel 16,8; Markus 2,19), er hat behauptet, in die Welt gekommen zu sein und schon vorher existiert zu haben (Prä-Existenz Markus 1,38; 2,17), er hat behauptet, Sünden zu vergeben (Markus 2,5), er hat behauptet, der Richter der Welt zu sein (Markus 13,26. Daniel 7,13).

Bild: Ford Madox Brown, Jesus washing Peter’s feet. Detail wikimedia.org
Seine Liebe
Worte und Taten zeigen seine Liebe zu Gott und den Menschen.
Die Lehre von Jesus ist geprägt von Liebe zu Gott und den Menschen. Das ist das Wichtigste. Sogar Feinde muss man lieben. Und Jesus hat geliebt. Sein Ziel war „Leben und volle Genüge zu geben“ (Johannes 10,10)
Das hat Jesus umgesetzt. Im Neuen Testament wird ein einzigartig guter Mensch beschrieben: Als Jesus gesagt hat: „Wie Du von den Menschen behandelt werden willst, so sollst Du sie auch behandeln (Matthäus 7,12)“, da hat niemand gelächelt und gesagt: „Und wie schaut’s bei Dir aus, Jesus?“
Es gab falsche Anschuldigungen gegen ihn, die sich aber widersprechen. Pilatus fällt das Urteil: Er ist unschuldig (Lukas 23,4). Sogar der Mann am Kreuz neben ihm sagt: „Dieser Mann hat nichts Falsches getan.“ (Lukas 23,41). Die Menschen, die ihn am besten kannten, sagten: „Er war ohne Sünde“ (Hebräer 4,15; 1.Petrus 1,19; 3,18). Jesus hat die Menschen einmal herausgefordert: „Wer von euch überführt mich einer Sünde?“ (Johannes 8,46) – aber niemand hat etwas gewusst, das man Jesus vorwerfen hätte können. Er hat Heuchelei angeprangert, Krankheiten geheilt, Verwirrten und Verzweifelten Weisheit gegeben. Und bei all dem hat er nie etwas gemacht, das man ihm vorwerfen hätte können. Er hat immer so gelebt, wie wir leben sollten, nicht für sich selbst, sondern für andere, für Leidende, für seinen Vater.
Sein Charakter war makellos. Er lebte, was er gelehrt hat. Er hat seine Feinde geliebt. Er hat mit den Leidenden mitgelitten und über Jerusalem geweint.
Jesus hat überall gegen das Böse und das Leid gekämpft – er hat es mit Worten verdammt und mit Taten rückgängig gemacht! Deswegen hat er Zeit mit Menschen verbracht. Er hat gern gefeiert, mit allen möglichen Menschen. Jesus hat anscheinend so gern gefeiert, dass seine Gegner ihm vorwerfen: Du bist
„ein Fresser und Weintrinker, ein Freund von Zöllnern und Sündern“. (Matthäus 11,19)
Das ist der Vorwurf gegen Jesus: Du bist ein „Fresser und Weintrinker, ein Freund von Zöllnern und Sündern“. Und Jesus war wirklich ein Freund von Sündern. Er hat auch wirklich gefeiert. Es ist kein Zufall, dass er als erstes Wunder 600 Liter besten Wein gemacht hat (Johannes 2,1-11).
Gefühle zeigen seine Liebe zu Gott und den Menschen.
Er war tief mit den Menschen verbunden. Das siehst Du auch an seinen Gefühlen: Trauer, Zorn, Sehnsucht und Liebe. Korruption und Machtmissbrauch haben ihn zornig gemacht. (Johannes 2, Mt 21. Mt 18,6; Mk 10,14)
Am Grab von einem kürzlich verstorbenen Freund hat er geweint. Und das Leid und die Trauer der Menschen machen ihn zornig. (Johannes 11, 35 und 33).
Er war voller Gefühl, bis zu Letzt. In der Nacht vor seinem Tod am Kreuz hat er das letzte Abendmahl mit seinen Schülern gefeiert und er hat zu ihnen gesagt:
„Mit großer Sehnsucht habe ich danach verlangt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen.“ (Lukas 22,15).
Sein Tod zeigt seine Liebe zu Gott und den Menschen.
Jesus allein ist so gestorben: In der Dunkelheit, beim Erdbeben, das den Vorhang im Tempel zerreißt, verlassen von Gott und Mensch. Er ertrug die Folter und vergibt seinen Folterern (Lukas 23,34).
Er ist freiwillig gestorben, nicht weil es für ihn richtig war, oder er seinen Werten treu bleiben wollte. Er starb, wie er selbst sagt:
„als Lösegeld für viele.“ (Markus 10,45)
Wir haben uns von Gott getrennt, dem Licht, der Wahrheit, dem Leben, und das führt dazu, dass wir Dinge tun, die dunkel, verlogen, lieblos sind.
Aber Gott haut uns raus. Deswegen kommt er selbst. Gott kommt in diese Welt, nimmt unseren Dreck auf sich, und zahlt den Preis dafür. Und das ist am Kreuz passiert. Da ist er sogar für uns gestorben,
„… als wir noch seine Feinde waren“ (Römer 5,6-7)
Diese Interpretation, dass Jesus für unsere Rebellion (= „Sünde“) gestorben ist, zieht sich durch das ganze Neue Testament:
- Paulus:
Gott hat Christus, der ohne Sünde war, an unserer Stelle als Sünder verurteilt. (2. Korintherbrief 5,21)
- Johannes:
Gott liebte die Menschen so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hergab (Johannesevangelium 3,16).
Und es war Liebe, weil Jesus unsere Schuld auf sich genommen hat.
- Petrus
Unsere Sünden hat er ans Kreuz hinaufgetragen, mit seinem eigenen Leib. (1. Petrusbrief 2,23)
Auch Christus hat ja für die Sünden der Menschen gelitten, der Gerechte für die Schuldigen, ein für alle Mal. So sollte er euch … den Zugang zu Gott eröffnen. (1. Petrusbrief 3,17-18)
Damit hat Gott seine Liebe für uns bewiesen. Gott liebt uns! Das ist eine gigantische Vorstellung. (Wie würde eine Welt aussehen, in der jeder Mensch Dich liebt? Wie würden wir durchs Leben gehen? Und wie erst, wenn wir wüssten: Gott selbst liebt mich.)
Seine Auferstehung zeigt seine Liebe zu Gott und den Menschen.
Seine Auferstehung bestätigt die Worte und Werke und Gefühle von Jesus Christus. Aber das Tolle ist: Er ist immer noch so. Er verbringt immer noch Zeit mit Einzelnen (z.B. Maria in Johannes 20). Mit Unbekannten (die sogenannten Emmausjünger in Lukas 24). Er kocht und isst und lehrt und versöhnt. Und er wirkt bis heute.
„Ich habe ihnen gezeigt, wer du bist, und werde es weiter tun. So wird die Liebe, die du zu mir hast, auch sie erfüllen und ich werde in ihnen leben.“ (Johannes 17,26 GN)
Das ist eine unfassbare Aussicht: Die ewige, unendliche Liebe Gottes in meinem Leben?
Wie wir mit Jesus in Kontakt kommen und ihn lieben
Wer ist Jesus für Dich? Wenn Du denkst, dass Jesus langweilig, unsicher, unwissenschaftlich, böse oder dumm ist, warum solltest Du Jesus lieben und von ihm begeistert sein?
Jesus ist der beste, klügste, wahrhaftigste, kreativste, hingebungsvollste und interessanteste! Er wird nie langweilig. Er lebt und jeder Mensch kann mit ihm Kontakt aufnehmen.
Jesus lieben
Jesus zu lieben bedeutet, Zeit mit ihm zu verbringen und ihm zuzuhören und zu tun, was er sagt.
Dazu gehört, andere Menschen zu lieben.
Dazu gehört, auch unsere Arbeit zu tun.
Der Saxophonist John Coltrane erzählt (im Booklet zu „A Love Supreme“):
„Im Jahr 1957 durfte ich durch die Gnade Gottes ein inneres Erwachen erleben, das mich in ein reicheres, volleres, produktiveres Leben führte. Damals bat ich Gott danbar und demütig, mir das vorrecht und das Können zu geben, andere Menschen durch meine Musik glücklich zu machen, und ich finde, Er hat es mir in Seiner Gnade geschenkt. Ihm allein die Ehre! … Dieses Album ist eine bescheidene Opfergabe, ein Versuch, durch unsere Arbeit genauso „Danke, Gott“ zu sagen wie mit unseren Herzen und unserer Zunge. Möge er den Menschen zu jedem guten Werk Seine Hilfe und Kraft geben.“ (Keller, Berufung, 232).
Timothy Keller berichtet außerdem:
„Bei Coltrane passierte etwas, das ihn dieses wahre Ich finden ließ. Eines Abends, als er nach einer außergewöhnlich brillanten Darbietung der Suite A Love Supreme – eine 32-minütige Feier Gottes – von der Bühne heruntertrat, hörten die Zuhörer, wie er sagte: ‚Nunc dimittis‘ – die Anfangsworte des Lobgesanges des greisen Simeon in Lukas 2,29 …“ (Keller 233)
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“God created through love and for love. God did not create anything except love itself, and the means to love. He created love in all its forms. He created beings capable of love from all possible distances. Because no other could do it, he himself went to the greatest possible distance, the infinite distance. This infinite distance between God and God, this supreme tearing apart, this agony beyond all others, this marvel of love, is the crucifixion. Nothing can be further from God than that which has been made accursed.” Simone Weil, Waiting for God
Königin Elizabeth II:
„Although we are capable of great acts of kindness, history teaches us that we sometimes need saving from ourselves – from our recklessness or our greed. God sent into the world a unique person – neither a philosopher nor a general (important though they are) – but a Saviour, with the power to forgive. Forgiveness lies at the heart of the Christian faith. It can heal broken families, it can restore friendships and it can reconcile divided communities. It is in forgiveness that we feel the power of God’s love.“ (Christmas Broadcast 2011, https://www.royal.uk/christmas-broadcast-2011)
“This is the time of year when we remember that God sent his only son ‘to serve, not to be served’. He restored love and service to the centre of our lives in the person of Jesus Christ.” (2012)
“For Christians, as for all people of faith, reflection, meditation and prayer help us to renew ourselves in God’s love, as we strive daily to become better people. The Christmas message shows us that this love is for everyone. There is no one beyond its reach.” (2013)
In der ZEIT weist ein Historiker auf „die strikte Trennung der Sphären von Gott und Kaiser, von göttlichen und irdischen Gesetzen durch Jesus (‚Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist‘)“ hin. Er sagt:
„Wenn es eine Keimzelle der westlichen Freiheitstradition, der Emanzipation des Menschen und der Säkularisierung der Welt gibt, ist es diese Grundunterscheidung – eine Unterscheidung, die der Islam so nicht kennt.“Heinrich August Winkler, Scheitert der Westen an sich selbst? Die ZEIT, 1.10.2015 (Nr 40), 53.
Gandhi:
A variation is found in Bombay Sarvodaya Mandal & Gandhi Research Foundation’s website mkgandhi.org. Christian missionary E. Stanley Jones, who spent much time with Gandhi in India, is said to have askedː “Mr Gandhi, though you quote the words of Christ often, why is it that you appear to so adamantly reject becoming his follower?“. To this, Gandhi is said to have repliedː “Oh, I don’t reject your Christ. I love your Christ. It is just that so many of you Christians are so unlike your Christ”.
John Cleese (Monty Python):
The moment you got really near the figure of Christ, it just wasn‘t really funny. Because Christ was wise and flexible and intelligent. And he didnt have any of the things that comedy is about: envy, greed, malice, avarice, lust, stupidity.“ Zit. n. Chris Sinkinson, Confident Christianity, Conversations that lead to the cross, IVP, Nottingham 2012.
Albert Einstein:
„I am a Jew, but I am enthralled by the luminous figure of the Nazarene.“ Einstein was then asked if he accepted the historical existence of Jesus, to which he replied, „Unquestionably! No one can read the Gospels without feeling the actual presence of Jesus. His personality pulsates in every word. No myth is filled with such life.“ Isaacson, Walter (2007). „Einstein and Faith“ Time 169 (April 5): 47. Zit. n. http://en.wikipedia.org/wiki/Religious_views_of_Albert_Einstein#cite_ref-Einstein_and_Faith_22-6
John Coltrane:
„During the year 1957, I experienced, by the grace of God, a spiritual awakening which was to lead me to a richer, fuller, more productive life. At that time, in gratitude, I humbly asked to be given the means and privilege to make others happy through music.“ (John Coltrane)