Wie erfahren und begreifen wir Gott und Leid?

Die beste aller Welten

Theodizee bei Leibnitz

„Man kann das Uebel metaphysisch, physisch und moralisch auffassen. Das metaphysische Uebel besteht in der einfachen Unvollkommenheit; das physische Uebel in den Schmerzen und das moralische Uebel in der Sünde. Obgleich das physische und moralische Uebel nicht nothwendig sind, so genügt deren Möglichkeit in Folge der ewigen Wahrheiten, und da diese ungeheure Region von Wahrheiten alle Möglichkeiten befasst, so muss es der möglichen Welten unendlich viele geben, und das Uebel muss in mehreren derselben mit eingehen und selbst die beste muss dessen enthalten. Dies ist es, was Gott bestimmt hat, das Uebel zuzulassen.“ (Gottfried Wilhelm Leibniz: Die Theodicee. Leipzig 1879, Übersetzung durch Julius Heinrich von Kirchmann von 1879. I,21. Gottfried Wilhelm Leibniz: Die Theodicee. Übersetzt von J. H. von Kirchmann, Leipzig: Dürr, 1879 (Philosophische Bibliothek, Bd. 71), 113.)

Leibniz argumentiert auch, dass Gott von allen diesen unendlich vielen Welten die beste aller möglichen Welten realisiert hat.

Wenn man davon ausgeht, dass Gott scientia media (middle knowledge, d.h. Gott weiß nicht nur, was sein wird und was sein könnte, sondern auch was sein werden hätte können, wenn Entscheidungen anders gefallen wären) hat, kann man sagen, Gott habe aus allen möglichen Welten mit freien Wesen diejenige realisiert, die am wenigsten Leiden enthält.