Wissenschaft hat vielfältige Grenzen. Das zu sagen ist keine Ablehnung ihrer Methoden oder ihrer Ergebnisse. Auch Kunst und Politik und Familie haben Grenzen.
Physikalische Grenzen
Es könnte physikalische Grenzen geben, die wir auch mit wissenschaftlichen Methoden nicht überwinden können. Wenn die Lichtgeschwindigkeit das Maximum ist, wenn die Unschärferelation gilt, wenn chaotische Systeme wirklich chaotisch sind, wenn Zeitreisen wirklich unmöglich sind, dann bedeutet das: Wir werden nie alles wissen.
Soziale Grenzen
Kostenfragen: Nehmen wir an, für weitere Fortschritte wären immer größere Maschinen nötig. Denken wir an Teleskope oder Teilchenbeschleuniger. Irgendwann könnten die Kosten für diese immer größeren Maschinen zu hoch werden. Die Menschen könnten sich dagegen entscheiden, die immer größeren Maschinen zu bezahlen. Ein Beispiel für solche Überlegungen ist der International Linear Collider.
Nehmen wir an, für weitere Fortschritte wären grausame Experimente nötig. Denken wir an Tierversuche oder soziologische Experimente wie das Milgram-Experiment. Die Menschen könnten sich dagegen entscheiden, mehr Erkenntnis durch Grausamkeit zu erwerben. (Und hoffentlich tun sie es!)
Nehmen wir an, ein Fach gerät außer Mode oder gar in Verruf – es wird nicht nur zum „Kleinen Fach“ oder „Orchideenfach„, sondern stirbt aus. Für weitere Erkenntnisse wären aber mehr Männer und Frauen nötig, die dieses Fach studieren. Doch niemand will sich jahrelang ausbilden lassen, um ausgerechnet in diesem Fach neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Methodische Grenzen
Fischer arbeiten mit Netzen und fangen darin bestimmte Fische. Auch jede einzelne Wissenschaft ist eine Art Netz: Das Netz der Naturwissenschaft. Was sich darin nicht verfängt, ist deswegen nicht wertlos, uninteressant oder inexistent.
Naturwissenschaft „fängt“ natürliche Phänomene, die nach gewissen Gesetzmäßigkeiten ablaufen. Bereits vor Jahrtausenden war klar, dass es Bereiche jenseits der natürlichen Gesetzmäßigkeiten gibt:
- Ethik und die Frage nach Gott gehören zu den wesentlichen Bereichen des menschlichen Lebens, in denen die Naturwissenschaft nicht mitredet.
- Wichtige Fragen sind „unwissenschaftlich“: Die Naturwissenschaft sagt nichts über sie, kann nichts über sie sagen.
- Wir alle haben Überzeugungen, die wir mit naturwissenschaftlichen Methoden aus Prinzip nicht beweisen können.
Wissenschaft hat vielfältige Grenzen. Das zu sagen, ist keine Kritik an der wissenschaftlichen Methode und ihren Ergebnissen.