Die Originale der Schriften des Neuen Testamentes sind nicht erhalten geblieben. Das älteste Fetzelchen vom NT ist ein winziger Papyrus, p52, der einen Teil aus dem Johannesevangelium beinhaltet und auf 125-150 n. Chr. datiert wird. Die ältesten Gesamtausgaben des NT, die erhalten blieben (Codex Sinaiticus, Codex Vaticanus), stammen ungefähr aus dem Jahr 350.
Alle diese Texte wurden kopiert und immer wieder kopiert – wurden sie dabei nicht verfälscht? Passiert nicht automatisch dasselbe wie beim Spiel „Stille Post“?
Wenn wir von den Texten ausgehen, die wir haben (und das sind die Daten, auf denen ein Argument beruhen sollte), wird deutlich, dass wir zwar jede Menge Varianten haben, aber nichts, was die Textbedeutung verändert.
Das heißt, wenn wir von den Daten ausgehen, die wir haben, dann sieht man, dass die Texte des Neuen Testamentes zwar nicht in allen Fällen zu 100% identisch sind, dass es aber keine schwerwiegenden Unsicherheiten über die ursprüngliche Textbedeutung gibt. (Was macht es beispielsweise, dass der Schreiber vom Codex Vaticanus immer Johannes mit nur einem „n“ schreibt, „Johanes“?) Die verschiedenen kleinen Textvarianten stellen kein Problem dar, im Gegenteil. Sie stellen einen weiteren Hinweis darauf dar, dass das Original, das nach den wissenschaftlichen Regeln der Textkritik rekonstruiert werden kann, sogar noch älter als diese uralten Handschriften sein muss.