Argumente für Gott, Existiert Gott?

Frauen zurück an den Herd? Das moralische Argument

Bild: Oberholster Venita auf Pixabay

Sehr viele Menschen haben starke Überzeugungen darüber, was richtig oder falsch ist. Bei einer Aussage wie „Frauen sollten zurück an den Herd zu den Kindern“ würden wohl die wenigsten mit den Schultern zucken. Auch in vielen anderen Fällen sind wir uns über ethische Werte einig. Selbst wenn in den 50ern ein anderes Frauenbild vorgeherrscht hat – dorthin wollen wir nicht mehr zurück – denn auch damals war diese Bild nicht richtig. Wir wissen oft genau, was immer richtig oder falsch ist.

Aber woher wissen wir das? Wie begründen wir objektive ethische Werte? Genau diese Frage stellt das moralische Argument.

Das moralische Argument für Gottes Existenz

Dieses Argument handelt von Ethik, von richtigen oder falschen Handlungen. Es wurde schon von vielen Philosophen diskutiert (z.B. William Lane Craig in theo:logisch, 112-132).  Es hat folgende Form:

(1) Wenn Gott nicht existiert, dann existieren auch Objektive Ethische Werte (OEWs) nicht.
(2) Objektive Ethische Werte (OEWs) existieren.
(3) Daher existiert Gott.

Dieser Schluss ist logisch folgerichtig:

(1), (2) und (3) bilden einen einfachen Modus tollens, den man in der ersten oder zweiten Einheit jedes Logik-Kurses lernt.

Das Argument ist also ein gültiger Schluss. Aber ist dieser Schluss auch haltbar? Stimmen die Prämissen?

Gibt es überhaupt OEWs? Und wenn es sie gibt, woher kommen sie? Beginnen wir mit Prämisse (2):

(2) Objektive Ethische Werte (OEWs) existieren.

OEWs existieren, denn selbst Atheisten sagen das, wir können auch nicht ohne sie leben und außerdem sind einige von ihnen für die meisten Menschen einleuchtend.

Atheisten denken, dass OEWs existieren.

Richard Dawkins, emeritierter Professor für Biologie und Wissenschaftsverständnis, Buchautor und bekannter Atheist, hat hohe moralische Ansprüche. Die biblischen Zehn Gebote findet er nicht mehr zeitgemäß. Daher zitiert er „Neue Zehn Gebote“, die er im Internet gefunden hat (298-299). Eines davon lautet:

„Du sollst das Böse nicht übersehen oder davor zurückschrecken, Gerechtigkeit herzustellen, …“ (Richard Dawkins, The God Delusion, Black Swan, 2007. Taschenbuchausgabe, 299, eigene Übersetzung)

Dawkins bewertet nicht nur andere Kulturen und Epochen laufend mit seinen eigenen Werturteilen. Er spricht auch – wie hier – vom „Bösen“ und der Pflicht, „Gerechtigkeit walten“ zu lassen. Ganz offensichtlich ist er davon überzeugt, dass es objektive ethische Werte gibt.

Ganz ähnlich hat sich sogar der Philosoph Peter Singer geäußert. Er wurde bekannt für seine Überzeugung, dass nicht alle Menschen gleiche Rechte haben, einige hätten sogar weniger Rechte als manche Tiere. Trotzdem hat er in einer Debatte mit dem christlichen Denker Andy Bannister anklingen lassen, dass OEWs existieren:

„In unserem Gespräch gab Singer das tatsächlich zu und bemerkte, dass er mehr und mehr denkt, moralische Werte und Pflichten existierten unabhängig von uns, ‚ähnlich wie mathematische Wahrheiten existieren‘.“ (Andy Bannister, Who created human rights? (and why it’s a problem for atheists), 17.2.2020, https://www.solas-cpc.org/who-created-human-rights-and-why-its-a-problem-for-atheists/ , 15.7.2020)

Warum wir OEWs zum Leben brauchen.

Wir können uns vorstellen, dass es keine Objektive Ethische Werte gibt: Erfinden wir philosophische Systeme, Welten, in denen gut und falsch egal sind. Wir müssen nur sagen: „Wir sind einfach Atome und Moleküle, die sind weder gut noch falsch, sie sind einfach.“ Wir können sagen: „Der Löwe wird auch nicht dafür angeklagt, dass er eine Gazelle tötet und frisst.“ Wir können so denken. Aber in der Praxis brauchen wir OEWs, sie sind nötig für jede Gesellschaft.

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David Horner, Professor für Philosophie und Theologie (Talbot, Kalifornien), erzählt dazu eine Geschichte. Er ließ seine Studenten einen Aufsatz schreiben zu der Frage: Gibt es objektive ethische Werte? Und manche haben dafür argumentiert, dass es keine OEWs gibt. Diese Gruppe ließ er durchfallen. Daraufhin sind sie zum gekommen und haben sich beklagt: „Was hab ich falsch gemacht? Ich hab doch alles richtig zitiert und meine Gedanken sind klar und folgerichtig.“ Er antwortete: „Sie haben nichts falsch gemacht, aber sie haben mich überzeugt. Es gibt keine objektiven ethischen Werte. Ich kann tun was ich will. Warum sollte ich ihnen dann eine gute Note geben?“ Die Studenten waren geschockt und sprachlos. Dann hat er gesagt: „Keine Angst, sie bekommen eine bessere Note. Denn sie haben mich nicht überzeugt. Ich wollte Ihnen nur zeigen, wohin dieses Denken führt.“

Leben ohne OEWs: Wohin führt das?

Wenn es keine OEWs gibt, dann herrscht der Stärkere willkürlich. (In der Geschichte von Professor Horner war das eben Professor Horner.) Dann hat Dschings Khan recht, der angeblich gesagt hat:

„Die größte Freude des Mannes ist es, seine Feinde zu besiegen, sie vor sich herzutreiben, ihnen alles wegzunehmen, Menschen, die sie lieben, in Tränen zu sehen, auf ihren Pferden zu reiten und ihre Frauen und Töchter in den Armen zu halten.“ (Michael Gibson, Genghis Khan & the Mongols, 1973, 3)

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Ohne OEWs gibt es (außer einem noch größeren Heer und noch größerer Gewalt) keine Gründe für Dschingis Khan, seine Meinung zu ändern.

Und wir werden alle zu kleinen Khans, die im Großen oder Kleinen Stil ihren eigenen Vorteil durchsetzen, durch Off-shore-Steueroasen oder Schwarzfahren.

Der Philosoph Michael Hampe von der ETH Zürich schrieb in der Zeit von

„Gesellschaften, die de facto nur noch partikulare Ziele narzisstischer Einzelkämpfer kennen“. Diese Gesellschaften werden nicht nur „sinnentleert“ sondern sie erleben auch eine „Entsolidarisierung“. (Warum lügen und betrügen Wissenschaftler? DIE ZEIT, 4.5.2016 (20), 44)

Wenn es keine OEWs gibt, hört aller ethische Fortschritt auf. Niemand kann gegen Ungerechtigkeit und Chaos protestieren, es gibt keine Menschenrechte, keinen Internationalen Gerichtshof mehr. Und für Dr. Martin Luther King jr. wäre es unmöglich gewesen, von einer besseren Zukunft mit gleichen Bürgerrechen für alle zu träumen.

Es gibt Dinge, die sind einfach falsch.

Es gibt Dinge, die wirklich böse sind, egal was die Gesellschaft oder Einzelne sagen. In vielen Fällen ist es sofort einleuchtend: Das ist falsch, es war immer falsch und es wird immer falsch sein. Wenn es so einen Fall gibt, ist klar: Dabei handelt es sich um ein OEW.

Solche Dinge bleiben auch falsch, wenn plötzlich viele Menschen sie gut finden.

Es ist falsch, Kinder zum Spaß zu foltern. Immer und überall. Es ist falsch, Frauen zurück an den Herd zu wünschen. Egal wie viele Menschen gerade so oder anders denken. Es war falsch von den Nazis, große Bevölkerungsteile zu entwürdigen und umzubringen. Egal, dass die Mehrheit es damals gut gefunden hat, und auch selbst wenn sie den Krieg gewonnen hätten: Das war und ist falsch.

Aber wenn es OEWs gibt, woher kommen sie dann?

(1) Wenn Gott nicht existiert, dann existieren auch objektive ethische Werte (OEWs) nicht.

Der atheistische Philosoph Sartre hat das so gesehen:

„… es ist sehr unangenehm, daß Gott nicht existiert, denn mit ihm verschwindet jede Möglichkeit, Werte in einem intelligiblen Himmel zu finden; es kann kein a priori Gutes mehr geben, da es kein unendliches und vollkommenes Bewußtsein gibt, es zu denken; nirgends steht geschrieben, daß das Gute existiert, daß man ehrlich sein soll, nicht lügen darf, denn wir befinden uns ja auf einer Ebene, wo es nichts gibt außer den Menschen.
Dostojewski schrieb: «Wenn Gott nicht existiert, ist alles erlaubt.» Das ist der Ausgangspunkt des Existentialismus. In der Tat ist alles erlaubt, wenn Gott nicht existiert, und folglich ist der Mensch verlassen, denn er findet weder in sich noch außer sich einen Halt.“ (Jean-Paul Sartre, Der Existentialismus ist ein Humanismus, in: Der Existentialismus ist ein Humanismus und andere philosophische Essays 1943-1948, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg 20009, 154-155.)

Objektive Ethische Werte müssen irgendwo herkommen. Können sie „einfach so“ existieren? Wenn sie irgendwie in das Gewebe der Realität eingewoben sind wie platonische Ideen, woher kommen sie? Wo waren sie vor dem Urknall? Selbst platonische Ideen haben irgendeine Ursache.

Wenn es aber den Gott der Christen gibt, dann ist das ein gerechter und liebevoller Gott. Liebe ist dann kein späterer Nachgedanke im Universum oder eine zufällige Erfindung oder, wie manche Biologen wie Richard Dawkins (God Delusion, 252, 214) glauben, eine Fehlzündung im Gehirn, sondern Liebe ist eine Grundbedingung der Existenz. Weil es Gott gibt, gibt es absolute ethische Standards, objektive ethische Werte, die im Wesen Gottes begründet sind.

Wenn es Gott nicht gibt, gibt es auch keine OEWs. Oder, wie Sartre Dostojewski zitiert: „Wenn Gott nicht existiert, ist alles erlaubt.“

Und wenn (1) und (2) stimmen, folgt (3):

(1) Wenn Gott nicht existiert, dann existieren auch Objektive Ethische Werte (OEWs) nicht.
(2) Objektive Ethische Werte (OEWs) existieren.
(3) Daher existiert Gott.

(3) Daher existiert Gott.

Der Schluss aus dem Schluss

Wenn dieses Argument plausibel ist, dann bedeutet es: Gott ist gut und gerecht.

Und er erwartet wohl dasselbe von uns. Viele Menschen wissen, dass sie diesen Standard nicht erreichen und ein Problem haben. Wenn die Bibel recht hat, gibt es auch dafür eine Lösung.

Die Gebote des Herrn sind richtig und ohne Ausnahme gerecht. …
Doch wer weiß, wie oft er Schuld auf sich lädt? Strafe mich nicht, wenn ich es unwissend tat! Bewahre mich vor vermessenen Menschen, damit sie mich nicht auf ihre Seite ziehen. Dann werde ich rein bleiben und frei von schwerer Schuld. Nimm meine Worte freundlich auf! Lass mein Gebet zu dir dringen, Herr, mein Halt und mein Retter!
(Die Bibel, Psalm 19,10.13-15)

 

Einige Einwände

Aber heißt das, dass nur Gläubige Gutes tun können?

Nein, natürlich nicht. (1) bedeutet eben nicht, dass man nur Gutes tun kann, wenn man Christ ist. Atheistinnen sind nicht böser als Christinnen. Es gibt vielen Menschen mit sehr unterschiedlichen Weltbildern, die Gutes tun. Wenn die Bibel recht hat, ist das auch so zu erwarten: Alle Menschen sind „im Bild Gottes“ (Genesis 1,27) geschaffen und damit auch ethische Instinkte.

In diesem Argument geht es nicht nur darum, ob jemand das Gute tut, das er oder sie tun soll. Sondern die Frage ist, ob jemand auch eine rationale Begründung dafür hat.

Das sind zwei Paar Schuhe: Atheistinnen und Atheisten haben keine rationale Begründung für OEWs, sie können aber trotzdem auch Gutes tun. Christinnen und Christen haben eine Begründung für OEWs, sie können aber trotzdem auch Böses tun.

Aber Gläubige tun so viel Böses…

Das stimmt leider (mehr dazu hier). Nur sagt das moralische Argument nicht, dass Christen nichts Böses tun. Trotzdem kommt natürlich klar raus, dass sie nichts Böses tun sollen. Weil Gott existiert!

Aber es gibt so viele unterschiedliche Wertauffassungen…

… wie könnten sie da objektiv sein? In unserem Argument geht es nicht darum, dass alle Menschen alle Werte gleich wahrnehmen, verstehen oder umsetzen. Die Frage ist, ob es diese Werte gibt. Ob, wie und wie genau Menschen sie erkennen, ist eine andere Frage.

Werte in Gott begründen ist willkürlich…

denn, so geht dieser Gedanken weiter,

  • entweder Gott gebietet das Gute willkürlich, ohne weiteren Grund, aber warum sollten wir es dann gut nennen? Dann könnte er morgen auch das Gegenteil für „gut“ erklären.
  • oder Gott gebietet das Gute, weil er sich an einem externen und „noch höheren“ Maßstab orientiert – dann ist es willkürlich, bei Gott stehen zu bleiben und wir sollten gleich zu diesem höheren Maßstab gehen.

Diese zwei Alternativen (das antike Euthyphron-Dilemma) sind aber nicht alle Möglichkeiten. Wenn die Bibel recht hat, gebietet Gott das Gute, weil er gut ist. Die Werte sind in seinem Wesen begründet. Sie sind weder willkürlich noch extern. Gott ist gut.

Aber die Bibel enthält so viel Böses…

Selbst wenn das wahr wäre, entbindet diese Beobachtung nicht davon, sich mit dem moralischen Argument selbst auseinander zu setzen.

Aber ist es wahr? Einerseits ja: Die Bibel berichtet schonungslos über ihre Helden und ihre Gesellschaft. Wenn man die Geschichten von Abraham, David oder Petrus liest denkt man: Wer würde sich solche „Helden“ ausdenken? Nirgendwo nennt die Bibel Böses gut.

Andererseits gibt es genügend, was Gott selbst von seinen Kritikern vorgeworfen wird. Was ist mit dem „Bösen“, das Gott tut? Vielleicht hält Gott sich nur an eines der „Neuen Zehn Gebote“ von Richard Dawkins:

„Du sollst das Böse nicht übersehen oder davor zurückschrecken, Gerechtigkeit herzustellen, …“ (Richard Dawkins, The God Delusion, Black Swan, 2007. Taschenbuchausgabe, 299, eigene Übersetzung)

Weil Gott gut ist, drückt er kein Auge zu gegenüber dem Bösen. Er gibt Gelegenheit zur Umkehr und bietet Vergebung an, aber er sorgt auch für Gerechtigkeit. (Mehr dazu in William Lane Craig und Chad Meister (Hg), God is Good, God is Great. Why Believing in God is Reasonable and Responsible. IVP, Downers Grove 2009, 107-166.)

Aber es gibt doch naturalistische Erklärungen für OEWs, oder?

Es gibt denkbare Erklärungen für eine naturalistische Entstehung von ethischen Instinkten.

Das ist aber keine Erklärung für OEWs, weil

  1. Menschen ihre Instinkte transzendieren können. Kein Mensch muss tun, wozu er Lust hat. Und
  2. Evolutionäre Mechanismen höchsten für Gruppen, nie für alle Menschen gelten.

Können Werte durch Altruismus in Familie oder Clan erklärt werden? Nein, wie der atheistische Psychologe und Autor Steven Pinker bemerkt, denn wenn Tugend gleichzusetzen wäre mit

„Opfer zugunsten der eigenen Gruppe im Wettkampf mit anderen Gruppen … dann wäre Faschismus der Gipfel aller tugendhaften Ideologien.“ (Steven Pinker, The False Allure of Group Selection, Edge, 18. Juni 2012, https://www.edge.org/conversation/steven_pinker-the-false-allure-of-group-selection)

Oder, wie Tim Keller sagt, wenn Altruismus gegenüber der eigenen Gruppe evolutionäre Vorteile hat, dann doch auch Hass und Feindschaft gegenüber anderen Gruppen (The Reason for God, 148). So enden wir nicht bei allgemeiner Menschenwürde und OEWs.

Zum selben Schluss kommt der Jurist Arthur Allen Leff in seiner Suche nach einer innerweltlichen Begründung für OEWs:

„… wenn wir uns in der Welt umsehen und falls alle Menschen Brüder sind, dann scheint es, dass das vorherrschende Modell Kain und Abel ist.“ (Arthur Allen Leff)

Aber „reicht“ die natürliche, instinkthafte Erkenntnis der Ethik vor Gott?

Sie reicht, um den Unterschied zwischen „Gut“ und „Böse“ zu kennen, auch wenn sich nicht Alle einig darüber sind, was konkret gut oder böse ist. Sei reicht aber nicht, um Gottes Maßstab – oder ihn selbst – genauer zu erkennen. Deswegen hat Gott mehr über sich, über seine Maßstäbe und Absichten gesagt und gezeigt. Diese Selbstoffenbarung gipfelt in Jesus Christus. Der Prophet Jesaja drückt das so aus:

Der Herr hat gesagt: »Hier ist mein Bevollmächtigter, hinter dem ich stehe. Ihn habe ich erwählt, ihm gilt meine Liebe, ihm gebe ich meinen Geist. Er wird die Völker regieren und ihnen das Recht bringen.
Er schreit keine Befehle und lässt keine Verordnungen auf der Straße ausrufen.
Das geknickte Schilfrohr zerbricht er nicht, den glimmenden Docht löscht er nicht aus. Er bringt dem geschlagenen Volk das Recht, damit Gottes Treue ans Licht kommt.
Er selbst zerbricht nicht und wird nicht ausgelöscht. Er führt meinen Auftrag aus und richtet unter den Völkern meine Rechtsordnung auf. Noch an den fernsten Küsten warten sie auf seine Weisung. (Die Bibel, Jesaja 42,1-4)

Ohne Gott gibt es keine Gerechtigkeit und kein verbindliches Recht. Jesaja ist überzeugt: Wir Menschen müssen warten und hoffen, dass das Recht von Gott zu uns kommt. Sonst bleibt uns nur die Dschingis-Khan-Lösung: Der Stärkere regiert. Aber Gottes Liebe wird sichtbar, Gott wird Mensch, Gott selbst wird  Gerechtigkeit herstellen und Vergebung anbieten.

Weitere Anregungen, Belege und Literatur

„Richtig“ und „falsch“ sind Werte – daher heißt das Argument manchmal auch „axiologisches Argument“ nach griechisch axía (Wert).

Moralische Tatsachen, Gott und Naturalismus:

„Entweder existiert Gott, dann ist die Existenz moralischer Tatsachen plausibel, oder er existiert nicht, dann mutieren diese Tatsachen zu ort- und heimatlosen Merkwürdigkeiten. Die Zwitterlösung eines über dem materiellen Kosmos schwebenden Wertehimmels, wie ihn manche Wertethiker anzunehmen scheinen, oder eines Panpsychismus, wie ihn Nagel vorschlägt, wird mit Recht von fast allen Philosophen als unbefriedigend abgelehnt.“ Pater Engelbert Recktenwald, Keine Moral ohne Gott, https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/feuilleton/Keine-Moral-ohne-Gott;art310,182184

 

„Drittens können moralische Tatsachen jedenfalls nur dann einen Ort in der Wirklichkeit finden, wenn das, was existiert, nicht auf das durch naturwissenschaftliche Methoden Fassbare eingeschränkt wird.“ Christoph Halbig, Gibt es moralische Tatsachen? fiph-Journal Nr. 19 (April 2012), S. 6-7. https://philosophie-indebate.de/2960/schwerpunktbeitrag-5/

Das Zitat von Richard Dawkins:

„Do not overlook evil or shrink from administering justice, but always be ready to forgive wrongdoing freely admitted and honestly regretted.“

„Sieh über Böses nicht hinweg und scheue dich nicht, Gerechtigkeit walten zu lassen, aber sei immer bereit, schlechte Taten zu verzeihen, wenn sie freimütig eingestanden und ehrlich bereut werden.“ (Richard Dawkins, Der Gotteswahn, Ullstein, Berlin 2007, Neuausgabe im Ullstein Taschenbuch, 1. Auflage 2016, 365)

Andy Bannisters Gespräch mit Peter Singer:

„During our conversation, Singer actually admitted this, remarking that he increasingly thinks that moral values and duties exist independently of us, in a ‚similar way to mathematical truths existing‘.“(Andy Bannister, Who created human rights? (and why it’s a problem for atheists), 17.2.2020, https://www.solas-cpc.org/who-created-human-rights-and-why-its-a-problem-for-atheists/ , 15.7.2020)

Das Ende des Artikels von A.A. Leff in der Duke Law Journal verweist auf unsere widersprüchliche Situation:

“All I can say is this: it looks as if we are all we have. Given what we know about ourselves and each other, this is an extraordinarily unappetizing prospect; looking around the world, it appears that if all men are brothers, the ruling model is Cain and Abel. Neither reason, nor love, nor even terror, seems to have worked to make us „good,“ and worse than that, there is no reason why anything should. Only if ethics were something unspeakable by us, could law be unnatural, and therefore unchallengeable. As things now stand, everything is up for grabs.
Nevertheless:
Napalming babies is bad.
Starving the poor is wicked.
Buying and selling each other is depraved.
Those who stood up to and died resisting Hitler, Stalin, Amin, and Pol Pot-and General Custer too-have earned salvation.
Those who acquiesced deserve to be damned.
There is in the world such a thing as evil.
[All together now:] Sez who?
God help us.” Arthur Allen Leff, Unspeakable Ethics, Unnatural Law Duke Law Journal, Volume 1979 December Number 6 1229-1249, 1249. (https://scholarship.law.duke.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2724&context=dlj)

Zur Frage großer Unterschiede in den Wertvorstellungen verschiedener Kulturen verweist C.S. Lewis auf die erstaunlichen Überschneidungen in über viele Epochen hinweg. Diese gemeinsamen Werte nennt Lewis „das Tao“, vgl. den Anhang von C.S. Lewis, Die Abschaffung des Menschen, Die Abschaffung des Menschen. Johannes-Verlag, Einsiedeln 2020 oder hier. Louis Markos kommentiert:

Those who first hear Lewis’s assertion of the universality of the Tao will often balk, for modern anthropology has been very effective at convincing us that morality varies wildly from tribe to tribe. But it doesn’t. The supposed upside-down morality of isolated tribes in Africa or New Guinea turns out, in the end, either to be largely invented by overzealous anthropologists or to be the result of a fact about our fallen world that is often overlooked. … Yes, there are a few tribes out there who seem to dwell outside the circle of ethical norms, but the aberrant behavior  of these sociopathic groups no more disproves the universality of the Tao than the existence of paraplegics disproves the fact that legs were made for walking.” (Louis Markos, Apologetics for the Twenty-First Century, Crossway, Wheaton 2010, 29)

Stephen Allison, Can we be good without God?, 21.10.2019, https://www.solas-cpc.org/can-we-be-good-without-god/ (15.7.2020)

Rebecca McLaughlin, Confronting Christianity. 12 Hard Questions for the World’s Largest Religion, Crossway, Wheaton, Ill. 2019, 59-74.

William Lane Craig und Chad Meister (Hg), God is Good, God is Great. Why Believing in God is Reasonable and Responsible. IVP, Downers Grove 2009, 107-166

William Lane Craig, theo:logisch. Warum der christliche Glaube vernünftig ist. cvmd (Christlicher Veranstaltungs- und Mediendienst), Neuried bei München 2017, 112-129.