Wie wird das Argument zurückgewiesen?

Free Will Defense – Freier Wille bringt Leid mit sich

Der freie Wille ist auch bei anderen Verteidigungen ein zentrales Motiv: Gott wollte Wesen schaffen, die selbst Entscheidungen treffen können. Damit macht er es möglich, dass sie Leid über sich und andere bringen – aber ohne selbst dieses Leid zu verursachen.

Diese Argumentation hat eine lange Geschichte und geht zumindest bis Augustinus zurück.

Die „Free Will Defense“ von Alvin Plantinga

Der reformierte amerikanische Philosoph Alvin Plantinga hat 1974 in God, Freedom, and Evil (Grand Rapids: Eerdmans) auf das logische Argument eine modallogische Antwort gegeben, die sogenannte „Free Will Defense“.

Diese Argumentation zeigt, dass es logisch möglich ist, dass Gott Leid erlaubt, damit freier Wille möglich ist.

Mögliche Gründe für Leid

Eine der Prämissen für das Argument gegen Gott lautet:

(3) Wenn Gott gut ist, will er eine Welt ohne Leid schaffen.

Plantinga sagt dazu, kurz gefasst: Gott könnte moralisch hinreichende Gründe dafür haben, Leid zu zulassen. / Sobald es möglich ist, dass Gott solche Gründe hat, ist (3) falsch und das logische Argument entkräftet.

Plantinga sagt damit nicht, dass das genau die Gründe sind. Es geht nur darum, dass es diese Gründe geben könnte und schon ist es möglich, dass Gott gut ist und trotzdem eine Welt erschafft, in der Leid möglich ist.

Was bedeutet „Allmacht“?

Eine der Prämissen für das Argument gegen Gott lautet:

(4) Wenn Gott allmächtig ist, kann er eine Welt ohne Leid schaffen.

Plantinga weist darauf hin: Allmacht bedeutet nicht, dass alles was möglich ist, auch realisierbar ist.

Beispiele:

  • Gott kann keine Welt schaffen, in der er nicht existiert.
  • Gott kann unser Sonnensystem mit einer und mit zwei Sonnen erschaffen. (Es geht nur entweder-oder, aber nicht sowohl als auch.)
  • „Gott hätte die Welt vor 5 Minuten geschaffen haben können.“ Einerseits ja – er ist allmächtig. Andererseits nein – er kann nicht lügen und wenn es sich um den Gott der Bibel handelt, spricht dieser Gott von tatsächlichen Ereignissen, die sich vor längerer Zeit ereignet haben.

Sobald Gott beispielsweise seinen Geschöpfen echte Entscheidungsfreiheit gegeben hat, wäre es seltsam, wenn sie dann keine verantwortlichen Entscheidungen in die eine oder andere Richtung treffen könnten.

C.S. Lewis, der Literaturwissenschafter aus Oxford, sagte es so:

„Unsinnige Wortfolgen werden nicht dadurch sinnvoll, dass man vorne „Gott kann“ hinschreibt.“ (C.S. Lewis, The Problem of Pain, 325).

Es ist unsinnig zu sagen: „Gott kann freien Willen geben und zur selben Zeit den freien Willen vorenthalten.“

Sobald Gott sich für eine Handlung entscheidet, werden andere dadurch natürlich ausgeschlossen.

Eine Antwort – weitere Fragen

Diese Antwort weist das Argument gegen Gott zurück – seine zusätzlichen Prämissen (3) und (4) sind falsch. Leid spricht nicht gegen die Existenz eines guten und allmächtigen Gottes.

Plantingas „Free-Will-Defense“ war so wasserdicht, dass viele Philosophinnen und Philosophen das logische Problem als gelöst ansehen.

Aber weshalb wollte Gott diese Freiheit geben? War sie es wert? Weshalb greift er nicht öfter ein? Diese und weitere Fragen werden in folgenden Beiträgen bearbeitet (und hoffentlich beantwortet).