Welche Weltanschauung passt zur Wissenschaft?

Gläubige gründen die Naturwissenschaft

Galileo Galilei als Währung und Gewährsmann

Bild: OneArmedMan auf wikimedia.org

Gläubige hatten gute Gründe, die Natur zu erforschen. Sie hatten eine Weltanschauung, die Naturwissenschaft ermöglichte. So entstand die moderne Naturwissenschaft.

Auch für die Durchsetzung und Akzeptanz der Naturwissenschaft war Religion hilfreich:

„Also ist die Sichtweise, zu der Historikerinnen und Historiker kommen, dass die moderne Naturwissenschaft nicht den zentralen Platz in den westlichen Gesellschaften hätte, ohne die Tatsache, dass sie im 17. und 18. Jahrhundert die Kraft der Religion nutzen konnte um gesellschaftliche Legitimation zu erlangen.“  (Peter Harrison, The Christian origins of modern science)

Aber das war keine „clevere Taktik“ auf Seiten ihrer Urheber:

John Lennox, emeritierte Mathematikprofessor in Oxford, weist darauf hin, dass Gläubige am Anfang der modernen Naturwissenschaften stehen:

„Männer wie Galilei (1564-1642), Kepler (1571-1630), Pascal (1623-62), Boyle (1627-91), Newton (1642-1727), Faraday (1791-1867), Babbage (1791-1871), Mendel (1822-84), Pasteur (1822-95), Kelvin (1824-1907) und Clerk Maxwell (1831-79) waren Theisten, die meisten waren sogar Christen. Ihr Glaube an Gott stand ihrer Wissenschaft nicht im Wege, er war oft eine wesentliche Inspiration, und sie scheuten sich nicht, dies zu sagen.“ (John Lennox, Hat die Wissenschaft Gott begraben? Eine kritische Analyse moderner Denkvoraussetzungen, SCM R.Brockhaus, Witten 2009, 30)

Für die frühen Naturwissenschaftler war der Glaube an einen Gott kein Hindernis für ihre Forschungen, sondern eine Triebfeder.

Galileo Galilei und der Schöpfer

Galilei zum Beispiel war überzeugt, dass der Schöpfer,

„der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, nicht will, dass wir den Einsatz derselben aufgeben, indem er uns durch andere Möglichkeiten das Wissen vermittelt, das wir durch ihren Einsatz erlangen können.“ (Lennox 2009, 30)

Ein Kirchenfenster in Lancaster ehrt Galileo, Kopernicus und Newton.

Bild: Mary Penry auf wikimedia.org

Galileo Galilei und der Glaube – das ist kein Widerspruch, auch wenn Bertold Brecht uns das in der Schule beibringen möchte (mehr Infos hier).

Aber er fordert auch Gläubige heraus, zu forschen und ihren Verstand einzusetzen!

Johannes Kepler und Gottes Gedanken

Johannes Kepler beschrieb seine Tätigkeit als Wissenschaftler so:

„Gottes Gedanken nachdenken.“ (zit. n. Lennox 2009, 30)

Kepler dachte beispielsweise, dass Menschen Geometrie verstehen, weil diese in Gottes Geist vorhanden ist und Menschen im Bild Gottes geschaffen sind:

„Die Geometrie ist einzig und ewig, ein Widerschein aus dem Geiste Gottes. Dass die Menschen an ihr teilhaben, ist mit eine Ursache dafür, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes ist.“ – Dissertatio cum Nuntio Siderio, zit. n. M. Caspar: J. K. (1995), S. 106 (http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler).

Gläubige gründeten die Naturwissenschaft. Und auch heute noch gibt es Gläubige in der Naturwissenschaft.

Originalzitat:

„So the view that historians are coming to is that modern science would not have the central place that it has in western society had it not been for the fact that in the 17th and 18th centuries it was able to harness the power of religion to give it social legitimacy“ (Peter Harrison, The Christian origins of modern science)