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Gläubige und Klimawandel

Gläubige im Klimawandel - eine Sortierungsaufgabe?

Bild: Gläubige im Klimawandel - Sortierung. Bild von Jas Min auf Unsplash.com

Jesus liebt unsere Umwelt! Christen verorten sich in Gottes Geschichte mit einer Welt im Klimawandel. Gläubige und Klimawandel haben daher viel miteinander zu tun.

Das liegt nicht nur daran, dass die meisten Christen im globalen Süden leben, und daher besonders unter dem Klimawandel leiden. Jesus-Gläubige haben  eine durchdachte Haltung, die ihre Verhalten im Klimawandel prägt. Aber sie können auch konkret handeln.

Die durchdachte Haltung der Jesus-Gläubigen zum Klimawandel

Durch die narrative Identität der großen Geschichte Gottes sind Gläubige motiviert, sich um Menschen und Erde zu kümmern. Aber sie denken nicht, dass sie es alleine schaffen. Sie suchen Gottes Hilfe.

Motiviert zur Kooperation mit Gott

Gott gibt den Menschen durch die Schöpfung Natur. Die Menschen machen daraus in seinem Auftrag und mit seiner Hilfe Kultur. Daher ist das Ziel die von Gott angelegten Potenziale der Welt zu entwickeln. Allerdings geschieht das zum Wohl aller und aus Liebe zum Schöpfer.

Im Zentrum der Geschichte stehen weder die Erde, noch die Menschen, sondern Gott. Daraus folgen als Haltung für Gläubige im Klimawandel:

  • Respekt, aber keine Vergöttlichung der Erde. Das wäre eine Beleidigung des Schöpfers.
  • Liebe, aber keine Vergöttlichung des Menschen. Deswegen soll es keine Ausbeutung und  Zerstörung der Erde geben, um alle Wünsche der Menschen zu erfüllen.
Spezifisch christlich: Mehr als nur Appelle, sich zu kümmern

Es ist nicht spezifisch christlich, verantwortungsvolles Handeln zu fordern. Alle Menschen sollen das Gute tun. Und viele wollen das auch. Welche Überzeugungen führen zu christlichen Haltungen in der Frage der Klimakrise?

„Der Mensch ist mehr wert“ (Clausen, 106) als unser Komfort. Jesus-Gläubige haben einen Grund, Menschen für überaus wertvoll zu halten. Daher wollen Christen kommenden Generationen und Menschen auf Pazifikinseln, in Waldbrand- oder  Dürre- und Hitzezonen und vielen anderen Orten helfen. Auch wenn es unangenehm wird.

„Der Mensch hat ein Kernproblem“ (Clausen, 111). Jesus-Gläubige sehen, dass mit uns und der Welt etwas ganz und gar nicht stimmt. Daher sind sie bereit, ihren Lebensstil zu hinterfragen.  Außerdem rechnen sie mit den üblichen Reaktionen auf Gefahren: Resignation, Realitätsflucht oder Rebellion. Wer gegen die Klimakrise etwas tun will, muss damit rechnen, dass andere Menschen gegen Veränderungspläne rebellieren oder wegen Warnungen wütend werden. Gläubige rechnen nicht damit, dass positive Veränderungen leicht geschehen. Sie rechnen mit vielen Widerständen auf dem Marathon der Veränderung.

Der Mensch hat nicht das entscheidende Wort. Christen vertrauen auf Gott und gestehen ihm das entscheidende Wort zu. Gott verspricht Vergebung und begeisterten Mut.

Wenn wir aber unsere Verfehlungen eingestehen, können wir damit rechnen, dass Gott treu und gerecht ist: Er wird uns dann unsere Verfehlungen vergeben und uns von aller Schuld reinigen. (1.Johannes 1,9)

Gott hat uns nicht einen Geist der Feigheit gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2.Timotheus 1,7)

Daher handeln sie nicht aus Schuldgefühlen oder Angst , sondern Hoffnung selbst in Schwierigkeiten:

Er (Jesus Christus) öffnete uns den Weg des Vertrauens und damit den Zugang zur Gnade Gottes, in der wir jetzt festen Stand gewonnen haben. Nun haben wir Grund, uns zu rühmen, weil wir die gewisse Hoffnung haben, dass Gott uns an seiner Herrlichkeit teilnehmen lässt. Mehr noch: Wir rühmen uns sogar der Leiden, die wir für Christus auf uns nehmen müssen. Denn wir wissen: Durch Leiden lernen wir Geduld, durch Geduld kommt es zur Bewährung, durch Bewährung festigt sich die Hoffnung.(Römer 5,2-4).

Jesus verspricht seinen Frieden. Darauf weist Professor John Hodges hin. Er sieht unsere Welt in großen Schwierigkeiten. Aber als Gläubiger hat er diese Hoffnung:

„…Selbst inmitten einer Tragödie können wir inneren Frieden finden, wenn wir uns dafür entscheiden, in einer persönlichen Beziehung mit ihm zu leben. Für die Zukunft verspricht Jesus, auf die Erde zurückzukehren und durch die Leitung des Reiches Gottes überall das ultimative gute Leben zu etablieren.“ (John Hodges, 2023)

„Der Mensch hat nicht das letzte Wort.“ (Clausen, 114). Gottes letztes Wort ist die Erschaffung einer neuen Welt ohne Leid. Unsere Hoffnung auf Gottes letztes Wort aktiviert uns. Professor Matthias Clausen legt nahe, dass Christen daher fragen:

„Worauf warte ich noch? Was hindert mich, schon jetzt nach den Regeln dieser neuen Welt zu leben?“ (Clausen, 116).

Außerdem zeigt Gottes letztes Wort, dass wir uns nicht mit schlechten Zuständen zufrieden sein müssen:

„Wenn man Gottes Zukunft richtig versteht, steckt in der Hoffnung darauf also eine energische Kritik an der Gegenwart. Wir lassen uns nicht einreden, dass die Verhältnisse so sein müssen, wie sie eben sind. “ (Clausen, 117)

Eine Haltung, die Veränderung möglich macht

Jesus-Gläubige sind daher bereit, die Umwelt zu respektieren, Menschen zu lieben, Bedürftigen zu helfen, voll Realismus lange durchzuhalten, nicht aus Angst oder Schuld, sondern voller Mut und Hoffnung zu agieren und aktiv für Veränderung einzutreten.

Die Welt bewahren

Bild: Delyth Wiliams auf Pixabay.com

Konkretes Handeln der Jesus-Gläubigen im Klimawandel

Der Theologe John Stott hat selbst viele Initiativen zum Umweltschutz angeregt. Er fragt in seinem Buch über die Wurzeln (radices) der Jesus-Nachfolge:

„Was kann der radikale Jünger tun, um für die Schöpfung zu sorgen?“ (Stott, 63)

Institutionelle Antworten:

Viele Fragen können nur gemeinsam gelöst werden. Daher ist es wichtig, dass es Institutionen und Initiativen gibt, in denen viele Menschen sich einsetzen können. Dazu gehören auch Demokratie und freie Wissenschaft. Gläubige werden daher tunlichst die Untergrabung vermeiden und durch ihre Teilnahme an Wahlen mithelfen, die Institutionen zu unterstützen.

Aber natürlich gibt es auch viele NGOs, in denen sich Gläubige gegen den Klimawandel engagieren können. Darunter sind auch solche mit explizit christlichen Grundlagen:

Dieses Engagement führte zu Beispiel auf nationaler Ebene in den USA zur Entwicklung der Nationalparkidee (vgl. den Abschnitt „Christliche“ Nationalparks in diesem Beitrag). Auch auf lokaler Ebene gibt es große Erfolge, wie in diesem Projekt:

„In den letzten 3 Jahren hat Care of Creation Tanzania über 10.000 Bäume gepflanzt, 30 Einheimische beschäftigt und etwa 1000 Menschen geschult. …“ (https://careofcreationtanzania.com/de/impact)

Persönliche Antworten

Der Theologe Chris Wright staunt über Gläubige, die die Einstellung von Jesus zur Umwelt nicht teilen und in ihrem Lebenswandel geradezu das Gegenteil ausdrücken:

„Es erscheint mir völlig unerklärlich, dass es einige Christen gibt, die behaupten, Gott zu lieben und anzubeten, Jünger Jesu zu sein, sich aber dennoch nicht um die Erde kümmern, die sein Eigentumszeichen trägt. Der Missbrauch der Erde ist ihnen egal, und durch ihren verschwenderischen und überkonsumierenden Lebensstil sind sie tatsächlich daran beteiligt.“

Als Alternative denkt er an eine andere Art von Jesus-Nachfolgern, die ihre Weltanschauung durchdacht haben. Daher haben diese Gläubigen im Klimawandel eine hoffnungsvolle Haltung voller Liebe und Respekt, die sich so ausdrückt:

„Sie wählen nach Möglichkeit nachhaltige Energieformen. Sie schalten nicht benötigte Geräte aus. Sie kaufen Lebensmittel, Waren und Dienstleistungen möglichst von Unternehmen mit ethisch einwandfreier Umweltpolitik. Sie schließen sich Naturschutzvereinen an. Sie vermeiden übermäßigen Verbrauch und unnötigen Abfall und recyceln so viel wie möglich.“ (Chris Wright. The Mission of God. IVP 2010.)

Mehr zu „Gläubige und Klimawandel“:
Literatur
  • Christen und der Klimawandel, 9-teilige Reihe kurzer Videos mit Klimaforscherin Katherine Hayhoe, https://tearfund.de/christen-und-klimawandel/.
  • Dena Burne, Rich Clarkson, A Christian Look At The Environment. Five Bible Studies. John Ray Initiative 2023. jri.org.uk. https://jri.org.uk/a-christian-look-at-the-environment-bible-studies/.
  • Matthias Clausen, Das Klima schützen. Oh Gott, sind wir unverbesserlich? in: ders. Warum ich trotzdem Christ bin. Ehrlich zweifeln, gerne glauben. Brunnen, Gießen 2021, 97-118.
  • Alexander Fink, Letzte Generation: Machen wir die Erde kaputt? (Vortrag auf der Begründet Glauben Konferenz Wien 2023 (anhören unter https://www.begruendetglauben.at/konferenz/).
  • John Hodges, Hodges Highlight 2023. (Brief an Freunde. Prof John Hodges ist ehemaliger Vizedirektor der FAO.)
  • Martin und Margot Hodson, Cherishing the Earth, Monarch, Oxford 2008.
  • Thomas Kröck, Heinrich Christian Rust (Hg.), fromm + grün. Schöpfungsverantwortung und Nachhaltigkeit in der christlichen Gemeinde, Neukirchener, Neukirchen-Vluyn 2022.
  • John Stott, „Creation Care“, in: The Radical Disciple, IVP, Nottinham 2010, 55-65.

 

Englische Originalzitate

„The story we believe we are in determines what we think about ourselves and consequently how we live.“ (Deep Magic, Dragons and Talking Mice: How Reading C.S. Lewis can change your life, Hodder & Stoughton, London 2014, 47, zit. n.  Rosner 2022, 117.)

 

„God intends … our care of the creation to reflect our love for the Creator.“ (John Stott, Vorwort von Wright, Mission of God, 2008, zit. n. John Stott,  The Radical Disciple, IVP, Nottinham 2010, 65)