Gott will begründeten Glauben. Christen werden daher ihr Gehirn nicht an der Garderobe abgeben!
Das ist ganz logisch: Leben ist Beziehung und Menschen sind für Liebe geschaffen. Der Gott der Bibel will eine Liebesbeziehung zu uns – mit Haut und Haaren, Herz und Hirn. So liebt Gott die Menschen:
- Ganz: Er gibt sich selbst, ganz und gar, mit Haut und Haaren, weil er uns so liebt. Gott ist Mensch geworden und hat sich ganz darauf eingelassen. So konnte er uns nahe kommen, auf unsere Ebene kommen. Als Mensch konnte er uns lehren und retten. Das ging bis zum Tod am Kreuz.
- Stark: Gott liebt uns mit seiner unendlich starken Kraft, mit der Kraft, die das Universum geschaffen hat und Jesus vom Tod auferweckt hat.
- Durchdacht: Er liebt uns mit einem gut durchdachten Plan, nicht kopflos, sondern voller Weisheit – er ist ja der Logos, die Weisheit.
So liebt Gott uns. Nicht so ein bisschen, sondern ganz!
Genauso ganzheitlich sollen wir Gott zurück lieben. Jesus hat einmal gesagt:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Verstand.“ (Lukasevangelium, Kapitel 10,27)
Die Bibel ist voll mit Geschichten, in denen Gott Zeichen seiner Zuverlässigkeit gibt. Diesen Gott und seine Spuren mit dem Verstand zu durchdenken, ist eine Art, wie Menschen Gott lieben.
Der Kopf ist dabei. Der Kopf wird nicht abgetrennt. Gott will einen ganzheitlichen Menschen lieben, nicht einen intellektuell kastrierten. Ehrliche Skeptiker sind ihm lieber als linientreue Heuchler.
Das ist auch besser für die Menschen: wenn man den Kopf abtrennt, bleibt irgendwann das Herz stehen.
Durchdacht und diskussionsbereit
Daher ist es folgerichtig, dass die Bibel Aufforderungen an Gläubige zum Denken enthält. (Z.B. 1. Korintherbrief 14,20; 2.Timotheusbrief 2,7; 1. Petrusbrief 1,13; Römerbrief 12,2-3.)
Denke über meine Worte nach. Der Herr wird dir in all diesen Dingen das nötige Verständnis geben. (2. Timotheusbrief 2,7, Neues Leben Übersetzung)
Bemüht euch daher um ein klares, nüchternes Denken… (1. Petrusbrief 1,13, Neues Leben Übersetzung)
Wenn Gläubige denken, weil Gott das von ihnen so will, dann begegnen sie anderen mit derselben Haltung. Daher gehören Diskussionsbereitschaft und Argumentation zur Art, wie andere Menschen über diesen Glauben informiert werden.
Deswegen werden Gläubige aufgefordert, Gründe für ihren Glauben weiterzugeben:
… Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht; heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung (gr. apología) vor jedermann, der von euch Rechenschaft (gr. lógos) fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Ehrfurcht, … (1 Petrusbrief 3,14-16)
Gläubige werden aufgefordert, zu wissen, wie sie auf Fragen antworten sollen:
… Bemüht euch, für jeden und jede die treffende Antwort zu finden. (Kolosserbrief 4,6.)
Natürlich sollen sie das taktvoll, „mit Sanftmut und Gottesfurcht“ (1 Petrusbrief 3,16), freundlich, ansprechend und weise (Kolosserbrief 4,5-6) tun und dabei „eine fröhliche Gelassenheit“ (Kubsch/Schirrmacher, Apologetik, 208) an den Tag legen.
Für manche Gläubige ist das Neuland oder klingt so überfordernd wie eine Mondlandung. Aber der Gott der Bibel will begründeten Glauben.
Mehr:
Ron Kubsch/Thomas Schirrmacher, Apologetik: Den christlichen Glauben denkerisch bezeugen, in: Kubsch, Ron, Hg., Wahrheit und Liebe. Was wir von Francis Schaeffer für die Gegenwart lernen können (=Jahrbuch des Martin Bucer Seminars 6), Bonn (VKW) 2007, 181-212.
Christian Bensel, Apologetik im pastoralen Dienst. In: Glauben und Denken heute. Zeitschrift für Theologie und Gesellschaft. (GuDh) 25, Martin Bucer Seminar, 2020, https://www.bucer.de/fileadmin/dateien/Dokumente/GlaubeundDenkenheute/gudh_1_2020_final.pdf, 45-53.