Gott hat sich eindeutig gezeigt.
Indirekt durch die Welt, direkt in der Welt. Ausreichend, damit wir begründet glauben. Aber nicht ausreichend, um uns zu überwältigen. Gott zeigt sich so, dass Raum bleibt, ihm auszuweichen.
Warum verbirgt sich Gott auch?
Er zeigt sich eindeutig, aber nicht so dass niemand seine Existenz leugnen kann.
Warum verbirgt sich Gott dann auch?
Warum wird niemand gezwungen, die Wahrheit der christlichen Überzeugungen anzuerkennen. Warum verbirgt sich Gott?
Der König und das Bettelmädchen
Der Philosoph Søren Kierkegaard hat dazu eine Geschichte (Philosophische Brocken, Übers. u. hrsg v Liselotte Richter, Hamburg, Europäische Verlagsanstalt 1992, 27-33) erfunden:
Wie kann der König die Liebe eines Bettelmädchens erringen? Er kann das Mädchen leicht zwingen, ihn zu heiraten. Er kann ihr mit seiner ganzen Macht und Herrlichkeit entgegentreten und dann wird sie vielleicht sogar freiwillig mitgehen. Aber wird das Liebe sein? Weder der König noch das Mädchen können das wissen. Wie kann ein mächtiger König wahre Liebe finden?
Eine gute Frage.
Ein modernes Beispiel wäre: Wie könnte J.K. Rowling wahre Liebe finden, die nichts mit ihrem Reichtum zu tun hat? Wen könnte sie ansprechen, ohne dass er denkt: wow, welche Chance für mich, die reichste Frau der Welt redet mit mir. Wie kann sie wahre Liebe finden?
Wieviel schwieriger wäre es für Gott, wahre Liebe zu finden. In der Geschichte von Kierkegaard gibt es nur diese Möglichkeit: der König muss auf die Ebene des Bettelmädchens kommen. Er muss Knecht werden. So findet er eine Braut. Er muss ein Diener werden. So findet er wahre Liebe.
Gott macht sich klein.
Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. (Die Bibel, Philipperbrief 2,6-8, Einheitsübersetzung)
Gott erniedrigt sich. Und das entspricht ihm. Er ist nicht, wie die Kritiker es fordern: Er ist keine bedrohliche Zeusfigur und keine erdrückende Übermutter.
Er ist sanftmütig und liebevoll und zärtlich. Er macht sich klein. Er wird Mensch und noch dazu kein besonders reicher oder wichtiger.
Die Römer haben schon den Christen vorgeworfen: Warum ist Christus nicht im Senat erschienen nach der Auferstehung? Warum Fischern, Frauen, Handwerkern in der Provinz?
Die Antwort ist: So ist Gott. Er geht zu den Kleinen. Er macht sich klein. So kriegen alle eine Chance.
Warum? Weil sein Ziel ist: Liebe.