Wir alle haben nicht beweisbare Überzeugungen. Wir haben sogar Überzeugungen, die wir aus Prinzip nicht naturwissenschaftlich beweisen können.
Glauben wir nur, was wir wissenschaftlich beweisen können?
Die einzige Wissenschaft, in der es strenge mathematische Beweise gibt, ist … die Mathematik. Aber seit Gödel wissen wir, dass nicht einmal für Arithmetik der Beweis der Konsistenz erbracht werden kann. Selbst in der Mathematik ist Vertrauen nötig: Vertrauen in Logik und Mathematik.
Zu allen Zeiten gab es Lücken und Krisen in der Naturwissenschaft, auch wenn manche Frage, die früher für unbeantwortbar gehalten wurde, heute gelöst ist.
Ein aktuelles Beispiel ist die zunehmende Rätselhaftigkeit des Universums. Über 90% dessen, woraus das Universum besteht, sind unbekannt. Trotzdem ist das Universum auf phantastische und rätselhafte Art menschenfreundlich. Bis jetzt gibt es keine naturwissenschaftliche Erklärung dafür.
Wenn jemand darauf antwortet: „Ja, aber die Wissenschaft wird eine Erklärung finden!“, dann drückt das natürlich einen großen Glauben in die zukünftigen Erfolge der Wissenschaft aus. Wissenschaftlich beweisen können wir diese Aussage („Die Wissenschaft wird eine Erklärung finden.“) aber ebenfalls nicht.
Aussagen, die naturwissenschaftlich nicht bewiesen werden können
- „Die Wissenschaft wird ganz sicher eine Erklärung finden.“
- „Nur was mit der wissenschaftlichen Methode bewiesen werden kann, können wir annehmen.“ (Welche Versuchsanordnung könnte diesen Satz naturwissenschaftlich beweisen?)
- Es gibt auch keine naturwissenschaftliche Versuchsanordnung für die Untermauerung des folgenden Satzes: „Keine übernatürliche Ursache für ein natürliches Phänomen ist möglich.“
- „1989 fiel der Eiserne Vorhang.“
- „Meine Frau liebt mich.“
Auch wenn wir es naturwissenschaftlich nicht beweisen können: Der Eiserne Vorhang fiel tatsächlich 1989 und meine Frau liebt mich wirklich. Davon überzeugt zu sein, ist vernünftig, rational und gut begründet.