Jede Theorie über die tatsächlichen Ereignisse und die Qualität der Informationen aus dem ersten Korintherbrief sollte eines tun: Historische Tatsachen berücksichtigen.
Das historische Argument für die Auferstehung von Jesus Christus sucht nach der besten Erklärung für diese drei Gruppen von historischen Tatsachen.
Das Grab war leer
- Jesus starb.
Der Tod von Jesus Christus am Kreuz ist eines der am Besten belegte Ereignis der Antike. Dieser skandalöse Tod wird nicht zu einem gut gehüteten, schmutzigen Geheimnis der Christen – nein, sie erzählen es überall herum. Belege dafür finden sich daher in den Evangelien, der Apostelgeschichte, den Briefen des Neuen Testamentes, außerbiblischen christlichen Autoren, Tacitus und Josephus – neben weiteren außerbiblischen Belegen für die christliche Bewegung.
- Das Grab war leer.
Das wurde in der Antike nicht bestritten (vgl. Jürgen Spieß, Aus gutem Grund. Warum der christliche Glaube nicht nur Glaubenssache ist, Jota-Publikationen, 2. erweiterte und überarbeitete Aufl. 2010, 68).
Die Christen behaupteten von Jesus eine jüdische Auferstehung, bei der das Grab leer gewesen sein musste. Das erklärt auch, warum es Jahrhunderte dauerte, bis das Grab verehrt wurde – es wurde zunächst nicht verehrt, weil es leer war.
Wenn das Grab nicht leer gewesen wäre, wäre es für die Gegner der neuen Bewegung sehr einfach gewesen, ihr Gerede von einer körperlichen Auferstehung zu widerlegen. Sie hätten das Grab öffnen, den Leichnam präsentieren und damit das Christentum für immer im Keim ersticken können – das konnten sie aber nicht. Das Grab war leer.
Gute Theorien über die Entstehung des Christentums werden den Tod von Jesus und das leere Grab als historische Tatsachen berücksichtigen.
Die Berichte von Begegnungen mit dem Auferstandenen
- Verschiedene Nachfolger von Jesus behaupteten, ihn gesehen zu haben.
1. Korinther 15,5-8 führt eine Reihe von Zeugen an:
… und dass er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übriggeblieben, einige aber (auch) entschlafen sind. Danach erschien er Jakobus, dann den Aposteln allen; zuletzt aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir.
Die Evangelien berichten zusätzlich von Frauen als ersten Zeuginnen des Auferstandenen. Diese Information hätte in der damaligen Zeit kein Gewicht gehabt, weil Zeugenaussagen von Frauen nicht ernst genommen wurden. Die Evangelien berichten das nur, weil es so war – nicht um etwas zu belegen oder zu erfinden.
In Summe gibt es Berichte von Begegnungen von Einzelpersonen und Gruppen, die Gruppen gehen von zwei bis fünfhundert. Es handelt sich um Männer und Frauen. Jesus begegnet ihnen drinnen und draußen, in der Stadt, auf der Straße, auf dem Land, an einem See, auf einem Berg. Er geht, spricht, sitzt, isst und kann berührt werden.
- Die Zeitzeugen lebten damals noch.
Die Berichte über die Begegnungen kommen zu einer Zeit in Umlauf, in der die Zeitzeugen zum Großteil noch lebten:
… Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übriggeblieben, einige aber (auch) entschlafen sind. …
Es wäre verdächtig, wenn wir hier lesen würden: „Leider gab es eine Grippeepidemie, alle sind gestorben.“ Aber die Berichte laden ihre Adressaten ein, selbst mit den Zeitzeugen zu sprechen und nachzuforschen, was damals passiert ist. So etwas macht ein Berichterstatter nur, wenn er sicher ist, dass die Zeitzeugen seinen Bericht bestätigen werden.
- Die Berichte stammen auch von Gegnern
Jakobus, der Halbbruder von Jesus, begann zu glauben, dass Jesus der Messias sei. (Josephus, antiqu. 20.9; Eusebius, hist.eccl. 2.9, wo er Clemens und die Apostelgeschichte zitiert, und 2.23, wo er Hegesippus zitiert. Siehe auch Galater 1,19; 2,6-9 als Belege für die Überzeugungen des Jakobus.)
Aus den Evangelien wird deutlich, dass die Familie von Jesus ihm zuerst nicht geglaubt hat:
Dann ging Jesus nach Hause. Wieder strömte eine so große Menge zusammen, dass er und seine Jünger nicht einmal zum Essen kamen. Als das seine Angehörigen erfuhren, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt wegzuholen, denn sie sagten sich: »Er muss verrückt geworden sein.« (Markus 3,20-21)
Denn nicht einmal seine Brüder schenkten ihm Glauben. (Johannes 7,5)
Paulus, der zunächst die christliche Bewegung verfolgte, begann zu glauben, dass Jesus Gott sei.
zuletzt aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir. Denn ich bin der geringste der Apostel, der ich nicht würdig bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.
Aber durch Gottes Gnade bin ich es dennoch geworden, und sein gnädiges Eingreifen ist nicht vergeblich gewesen. Ich habe viel mehr für die Gute Nachricht gearbeitet als alle anderen Apostel. Doch nicht mir habe ich das zuzuschreiben – die Gnade Gottes hat durch mich gewirkt. Mit den anderen Aposteln bin ich in dieser Sache völlig einig. Wir alle verkünden die Gute Nachricht genau so, wie ich es gerade angeführt habe, und genau so habt ihr sie auch angenommen. Das also ist unsere Botschaft: Gott hat Christus vom Tod auferweckt. (1.Korinther 15,8-12)
Theorien über die Entstehung der tatsächlichen Ereignisse werden die vielfältigen Berichte von Begegenungen mit dem Auferstandenen als historische Tatsachen berücksichtigen.
Die christliche Bewegung startet
- Keine Erwartung einer Einzelauferstehung
Nicht alle Leute haben damals an Auferstehung geglaubt. Und falls doch, haben sie geglaubt, dass alle Menschen am selben Tag auferstehen werden, wenn Gott für Gerechtigkeit sorgt und alles Böse besiegt. Ein Beispiel dafür ist Martha, die von ihrem verstorbenen Bruder Lazarus Abschied nehmen musste:
»Ich weiß«, erwiderte sie, »er wird auferstehen, wenn alle Toten lebendig werden, am letzten Tag.« (Johannes 11,24)
Da Tiberius auch nach Ostern noch als Kaiser in Rom „Herr der Welt“ war, da Leid, Hunger und Tod immer noch in der Welt zu sehen waren, konnte die Auferstehung von Jesus nur unplausibel sein.
- Keine Erwartung an einen Gekreuzigten
Niemand hätte noch etwas von einem Gekreuzigten erwartet. Kreuzigung war für Juden extra schrecklich. In ihrem heiligen Buch steht nämlich:
„ein (am Holz) Aufgehängter ist ein Fluch Gottes“ (Deuteronomium/5.Mose 21,23).
Für Griechen und Römer war klar: Jesus war ein Aufrührer, der seine gerechte Strafe erhalten hatte. Für Juden war klar: Gott hat Jesus verflucht. Daher ist nach keiner Kreuzigung eines Messiasanwärters seine Bewegung weitergegangen. Selbst seine Anhänger mussten mit der Todesstrafe rechnen.
- Eine neue Weltanschauung entstand
Der Mensch Jesus wurde mitten in der monotheistischen jüdischen Gesellschaft des ersten Jahrhunderts als Gott angebetet. (Belege dafür z.B. Römer 10,9+16. Philipper 2,2ff., Römer 9,5, Römer 1,3-4, 1. Korinther 8,6. 1. Korinther 11,23-26.) „Maranatha“ in 1. Korinther 16,22 bedeutet „Unser Herr Komm!“ in Aramäisch, ohne Übersetzung, die Leserinnen und Leser waren also bereits damit vertraut. Das Ganze ist ein Anrufung von Jesus, zu kommen!
„… eine wahre Explosion der Anbetung von Jesus fand so früh statt und war zur Zeit der Heidenmission des Paulus so verbreitet, dass die wesentlichen Überzeugungen in Bezug auf Christus und Anbetungspraktiken, die Paulus verbreitete, keine Innovation sondern Tradition waren.“ (Larry Hurtado)
Eine Gruppe von Juden behauptete nun, dass es eine neue Anbetung gebe, einen neuen Zugang zu Gott, ein neues Volk Gottes, und einen neuen Feiertag (sie verlegten sozusagen den Sonntag auf den Montag).
Diese Entwicklung war sehr früh – bereits wenige Jahre, spätestens fünf Jahre nach der Auferstehung, in den späten 30er Jahren, werden z.B. die Anhänger der neuen Weltanschauung „Christen“ genannt (vgl. Barnett, 80 und 184) . Sie waren „Christianer“ wegen Christus, so wie die Herodianer Herodianer waren wegen Herodes (Markus 3,6; 12,13). Diese Bewegung ging von jüdischen Predigern aus und war offen für Griechen (vgl. Barnett 80-85).
Diese Bewegung tritt eine Weltgeschichte der Lebendigkeit los und verändert unsere Welt zum Guten. Erklärungen, was damals geschehen ist, wird diese Bewegung und ihre Auswirkungen als historische Tatsachen berücksichtigen.

Bild: Gaston Roulstone auf Unsplash.com
Wie erklären wir diese historischen Tatsachen?
Das Grab von Jesus war leer – wie ist es dazu gekommen?
Die Menschen berichten von Begegnungen mit dem auferstandenen Jesus – wie sind diese Berichte entstanden?
Die Bewegung geht los und eine Weltgeschichte der Lebendigkeit startet in Jerusalem – wie konnte aus einem gottverfluchten Toten so etwas werden?
Die ursprünglichen Augenzeugen geben uns folgende Erkärung:
Gott hat Christus vom Tod auferweckt. (1.Korinther 15,12)
Das ist auch die beste Erklärung im Vergleich mit anderen Erklärungen. Andere Erklärungen berücksichtigen nicht alle historischen Tatsachen.
Aber die wirkliche Auferstehung von Jesus berücksichtigt alle historischen Tatsachen.
Mehr
Literatur
Paul Barnett, The Birth of Christianity. The First Twenty Years. Eerdmans, Grand Rapids, Mi und Cambridge, 2005.
Gary R. Habermas, Tracing Jesus’ Resurrection to Its Earliest Eyewitness Accounts, in: William Lane Craig and Chad Meister, eds., God is great, God is good: why belief in God is reasonable & responsible, InterVarsity Press, Downers Grove, Ill. 2009, pp. 202-216.
Larry W. Hurtado, „Lord Jesus Christ. Devotion to Jesus in Earliest Christianity“, Eerdmans, Grand Rapids, Michigan/Camebridge UK, 2003, 216.
Jürgen Spieß, Aus gutem Grund, 2. erweiterte und überarbeitete Aufl., Jota-Publikationen, Muldenhammer 2010.
Englisches Originalzitat
„… a veritable explosion of devotion to Jesus took place so early, and was so widespread by the time of the his [i.e. Paul’s] Gentile mission, that in the main christological beliefs and devotional practices that he advocated, Paul was not an innovator but a transmitter of tradition.“ Larry W. Hurtado, „Lord Jesus Christ. Devotion to Jesus in Earliest Christianity“, Eerdmans, Grand Rapids, Michigan/Camebridge UK, 2003, 216.