Die Wertschätzung der Schwachen und Ausgegrenzten, die in unserer Gesellschaft immer noch vorhanden ist, ist eine der wesentlichen Auswirkungen des christlichen Glaubens.
David Bentley Hart meint (in seinem Buch „Atheistische Wahnvorstellungen. Die christliche Revolution und ihre modischen Feinde“): „Wir werden nie wirklich in der Lage sein, die gebrochene, gedemütigte und dem Untergang geweihte Menschlichkeit von Christus [am Kreuz] [wie Menschen der Antike] als etwas offensichtlich Verachtenswertes und Lächerliches zu sehen. . . . Wir haben die Fähigkeit für unschuldige Herzlosigkeit verloren.“ (Hart 171)
Diese Achtung entstammt aber nicht „der Natur“ oder überlegener Logik, sondern unserer christlichen Prägung. Heute ist auch wieder eine Beschimpfung der Schwachen und Ausgegrenzten mit „Du Opfer“ denkbar.
Je mehr unsere Gesellschaft sich von dem kulturellem Erbe des christlichen Glaubens verabschiedet, desto mehr werden wir eine neue Kultur erleben, die großzügige Opferbereitschaft für die Menschen, die sich selbst nicht helfen können, nicht mehr kennt. Der Wert jedes Menschen wird sich dramatisch verändern. Wenn die Wurzel gekappt wird, vertrocknet die Frucht.
1994 hat der Premierminister von Singapur, Lee Khan Yew das ausgedrückt, was uns blüht. Zu westlichen Journalisten sagte der Premierminister: „Hier bei uns in Asien ist der Mensch eine Ameise. Für euch ist er ein Kind Gottes. Das ist eine verblüffende Vorstellung.“
Dieser Verblüffung werden wir möglicherweise öfter begegnen. Selbstverständliche Hilfe, großzügige Opferbereitschaft wird die verblüffen, die keinen Grund mehr kennen, die Opfer des entfesselten Marktes, von Krankheit, Gewalt, Sexismus oder Nationalismus als wertvoll zu sehen. Die Opfer der Gesellschaft produzieren nicht mit voller Kraft, sie sind nicht liebenswürdig, sie können ihnen erwiesene Freundlichkeiten nicht zurückzahlen. Kurz gesagt, sie machen keinen Spaß. Menschen, denen es immer nur um sich selber geht, denen es nur um Spaß geht, können die Opfer der Gesellschaft nicht so sehen wie das Christentum sie sieht.
Auch deshalb ist der christliche Glaube für uns gut.