Für Aristoteles sind Sklaven lebendige Werkzeuge (Aristoteles: Politik, 1253a-1254a). Zwischen Herrn und Sklave als Sklave kann es genauso wenig Freundschaft geben wie zu einem Pferd oder einer Kuh, da Herr und Sklave nichts gemein haben. (Aristoteles Nicomachische Ethik 8.11, 1161b3-5(-8))
Aber Jesus war anders. Er hat sich selbst als Diener bezeichnet und seine Schüler gelehrt, einander wie Sklaven zu dienen:
„So aber ist es nicht unter euch; sondern wer unter euch groß werden will, soll euer Diener sein; und wer von euch der Erste sein will, soll aller Sklave sein. Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“ (Markusevangelium 10, 43-45)
Die früheste christliche Überlieferung interpretiert die Menschwerdung Gottes als ein „Annehmen von Sklavengestalt“ (Philipperbrief 2,7) und erkennt die Gleichstellung aller Menschen in Bezug auf Gottes Zusagen: „Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle einer in Jesus Christus. Und weil ihr nun zu Christus gehört, seid ihr die wahren Nachkommen Abrahams. Ihr seid seine Erben, und alle Zusagen Gottes an ihn gelten euch“ (Galaterbrief 3,28). Der erste Petrusbrief spricht – in für damalige Verhältnisse ungewöhnlicher Weise – Sklaven direkt in einer Haustafel an, sieht sie also als vollwertige Personen, die empfänglich sind für Gerechtigkeit.
Auch wenn das Neue Testament nicht zu einer direkten Rebellion gegen die Sklaverei aufgerufen hat, ist klar, dass z.B. Paulus von einem gläubigen Sklavenhalter erwartet, seinen gläubigen Sklaven freizulassen (Philemonbrief 16 und 21). Eine klare Absage an den Handel mit Menschen findet sich in 1. Timotheusbrief 1,10.
Die Abschaffung des britischen Sklavenhandels ist ein Beispiel dafür, wie eine christliche Grundhaltung zu menschenrechtlichen Verbesserungen führt. (Dieser Handel entwickelte sich entgegen einer Entscheidung des Londoner Kirchenrates 1102, die Sklavenhandel und -besitz verbot.)
William Wilberforce kämpfte aus seiner christlichen Überzeugung 46 Jahre lang gegen die Sklaverei. 1787 wurde er überredet, der Anführer einer parlamentarischen Kampagne für die Abschaffung des Sklavenhandels zu werden. 1791 wurde die erste Gesetzesvorlage 163 zu 88 abgelehnt. 1807 wurde der Sklavenhandel durch die königliche Zustimmung zum Slave Trade Act abgeschafft. Am 26. Juli 1833, drei Tage vor seinem Tod bestand die Gesetzesvorlage für die Abschaffung der Sklaverei in dritter Lesung im englischen Unterhaus. Am 29. Juli 1833 starb Wilberforce. Im August 1833 gab der Slavery Abolition Act allen Sklaven des Britischen Empires die Freiheit. Wilberforce sagte vor seinem Tod: „Thank God that I have lived to witness a day in which England is willing to give twenty million sterling for the abolition of slavery.“ – „Gott sei Dank, dass ich den Tag noch erlebe an dem England bereit ist, 20 Millionen Pfund für die Abschaffung der Sklaverei zu zahlen.“
Heute gibt es mehr Sklaven als jemals zuvor und sie sind billiger als jemals zuvor. Wieder engagieren sich Christen für ihre Rechte.