Jesus begegnet dem Zweifel barmherzig. Viele Gläubige in der Bibel zweifeln. Einer von ihnen ist Johannes der Täufer.
Johannes der Täufer ist sich nicht mehr sicher. Ist Jesus wirklich der versprochene Retter? Sollte nicht der Messias, der wahre König Israels, dem bösen König Herodes, ja allem Bösen und allem Leid jetzt ein Ende machen?
Trotzdem sitzt Johannes jetzt im Gefängnis. Zu Unrecht von Herodes eingesperrt. In Lebensgefahr.
Wie passt das mit seiner Erfahrung am Jordan zusammen? Als Gott durch ihn sprach? Und als die Massen zu ihm kamen? Als dieser Jesus von Nazaret selbst kam?
Johannes versucht nicht, seine Glaubenszweifel totzuschweigen. Er geht ihnen auf den Grund:
Bist du wirklich der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten? (Matthäusevangelium 11,2)
Johannes ist kein Profizweifler, der Gott auf Distanz halten möchte. Er sucht Antworten.
Wie Jesus auf Zweifel reagiert
Bei Jesus sind ehrliche Zweiflerinnen und Zweifler willkommen. Er beantwortet geduldig die Fragen der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen (Johannesevangelium 4) und die Fragen des einflussreichen jüdischen Theologen Nikodemus (Johannes 3). Und er geht auf die Bedingungen des „ungläubigen“ Thomas ein (Johannes 20). Jesus begegnet dem Zweifel barmherzig.
Genauso geht er mit Johannes dem Täufer und seiner Frage aus dem Gefängnis um.
Jesus richtet Johannes nicht aus: „Reiß dich zusammen. Weißt du nicht mehr, damals am Jordan? Was sollen die Anderen denken?“
Jesus ist barmherzig. Er gibt dem Zweifler einfache und überzeugende Gründe:
„Geht hin und verkündet Johannes, was ihr hört und seht: …“ (Matthäusevangelium 11,4)
Nachprüfbare Fakten zeigen, dass Jesus der Messias ist.
Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige werden gesund, Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird die Gute Nachricht verkündet. Freuen darf sich, wer nicht an mir irrewird! (Matthäusevangelium 11,5-6)
Dass Jesus „unglaubliche Taten“ vollbracht hat, berichtet auch Flavius Josephus.
Zusätzlich stimmen diese Fakten mit den Vorhersagen im Alten Testament überein. Darauf spielt Jesus mit diesen Worten auch an. (Vergleiche die Anklänge und Zitate im Buch Jesaja 8,14-15; 26,19; 29,18-19; 35,5-6; 42,7+18; 61,1.)
Es gibt also gute Gründe für Johannes, Jesus zu vertrauen – auch wenn die Sache nicht ganz nach Johannes‘ Vorstellungen abläuft und sehr weh tut.
Jesus antwortet dem zweifelnden Johannes nicht mit Druck, sondern mit einer Einladung zu begründetem Glauben.
Willkommenskultur für Zweifelnde
Zweifeln ist normal. Quer durch die Bibel zweifeln Gläubige. Selbst bei der Himmelfahrt heißt es:
„Einige aber zweifelten.“ (Matthäus 28,17)
Auch ihnen sagt Jesus:
„Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht hin … Ich bin bei Euch…“ (Matthäus 28,19-20)
Letztlich geht es Jesus um seine Kraft und nicht um ihren unerschütterlichen Glauben.
Diese Willkommenskultur für Zweifelnde spiegelt sich auch im Rest des Neuen Testamentes wieder:
„Erbarmt Euch derer, die zweifeln.“ (Judasbrief 22)
Dazu gehört eine Atmosphäre, die Fragen zulässt, und einen Ort, an dem ich mich ohne Angst outen kann. Christliche Gemeinschaften sollten solche Orte sein, an denen ich Hoffnung und Bemühen begegne, Gründe für das Vertrauen auf Jesus Christus zu finden.