Nach fast 2000 Jahren Kirchengeschichte können wir nicht mehr leugnen, dass es auch entsetzlich dunkle Kapitel darin gibt. Dazu genügt ein Blick in die Tageszeitungen der letzten Jahre. Gott, Jesus und die verschiedenen Kirchen haben deshalb sehr oft schlechte Presse. Ganz klar gilt: Kein Verschweigen der dunklen Seite!
Schonungslose Offenheit und der Maßstab von Jesus
Diese schockierend schlechte Berichterstattung beginnt schon im Neuen Testament. Es beginnt mit seinen ersten Nachfolgern. Schon die ersten Schüler missverstehen Jesus:
Als aber das die Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und sie verzehre. (Lukas 9,54)
Was Jesus in die Welt gebracht hat, war so anders, dass selbst seine Jünger ihn zuerst nicht verstanden haben.

Bild: Nijwam Swargiary auf Unsplash.com
Quer durch die Geschichte zieht sich diese traurige Spur der dunklen Kapitel der Kirchengeschichte. Immer wieder kommen sie ans Licht.
Die angeprangerten Missstände und Verbrechen folgen nicht aus der Lehre von Jesus und Nachfolgerinnen und Nachfolger von Jesus lehnen sich dagegen auf: Das können sie, weil Jesus gegen Heuchelei war – er wollte, dass alles ans Licht kommt. Und das können sie, weil sie von Jesus einen ethischen Maßstab bekommen haben, um Verbrechen und Heuchelei richtig zu bewerten. Wir alle legen für unsere ethische Kritik die Maßstäbe an die Jesus selbst uns in die Hand gegeben hat.
Wo immer die dunklen Kapitel der Kirchengeschichte geschrieben wurden, war das Problem nicht, dass die Menschen etwas über Jesus wussten, sondern, dass sie zu wenig wussten. Das Problem ist nicht zu viel Jesus, sondern zu wenig.
Falsche Jünger, langsame Veränderung – und einfach böse Menschen
Jesus selbst hat darauf hingewiesen, dass es Menschen geben wird, die ihm nur dem Namen nach anhängen, ohne ihn wirklich zu kennen und nachzufolgen (Matthäusevangelium 7,21; 25,31-36; 7,22-23; 24,11-24).
Am Tag des Gerichts werden viele zu mir sagen: ›Herr, Herr! In deinem Namen haben wir prophetische Weisungen verkündet, in deinem Namen haben wir böse Geister ausgetrieben und viele Wunder getan.‹
Und trotzdem werde ich das Urteil sprechen: ›Ich habe euch nie gekannt. Ihr habt versäumt, nach Gottes Willen zu leben; geht mir aus den Augen!‹ (Jesus, Die Bergpredigt, Matthäus 7,22-23)
Jesus geht selbst davon aus, dass die Veränderung, die er bringt, langfristig aus unscheinbaren Anfängen geschieht:
Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: »Wenn Gott jetzt seine Herrschaft aufrichtet, geht es ähnlich zu wie bei einem Senfkorn, das jemand auf seinen Acker gesät hat. Es gibt keinen kleineren Samen; aber was daraus wächst, wird größer als alle anderen Gartenpflanzen. Es wird ein richtiger Baum, sodass die Vögel kommen und in seinen Zweigen ihre Nester bauen.« (Jesus, Matthäus 13,31-32)
Trotzdem ist wahr: Quer durch die Geschichte scheitern Christen und Namenschristen immer wieder an den hohen moralischen Ansprüchen von Jesus. Sie tun Böses, obwohl sie es besser wissen müssten.
Die wunderbare Jesus-Melodie, falsch gespielt
Gandhi hat angeblich gesagt:
„Oh ich lehne Euren Christus nicht ab. Ich liebe Euren Christus. Es ist nur so, dass so viele von Euch Christen Eurem Christus so unähnlich sind.“ (Quelle: Bombay Sarvodaya Mandal & Gandhi Research Foundation, mkgandhi.org.)
Leider stimmt das oft. Menschen haben im Laufe der Zeit auch ganz furchtbare Verbrechen angeblich im Namen von Jesus begangen.
Aber das Problem dabei war, dass sie Jesus nicht richtig ernst genommen haben. Viele Menschen hören „Jesus“ und denken an „Kreuz“-züge, Hexenverbrennungen oder Machtmissbrauch.
Das Problem liegt nicht daran, dass diese Menschen etwas über Jesus wissen. Es liegt daran, dass sie nicht genug wissen und es umsetzen. Das Problem ist nicht zu viel Jesus, sondern zu wenig Jesus.
Die Gläubigen haben die wunderbare Melodie von Jesus oft total falsch gespielt und verhunzt. Aber wo diese Melodie deutlich erklingt, prägt Jesus unsere Welt zum Guten.
Jesus hat eine Revolution des Guten gebracht und deswegen gilt: Kein Verschweigen der dunklen Seite! Wenn viele Menschen an den hohen Ansprüchen scheitern, sind diese Ansprüche nicht deswegen falsch. Um das zu prüfen, müssen die Lehren von Jesus und ihre Auswirkungen unter die Lupe genommen werden.
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Die Idee der verhunzten Melodie des Evangeliums stammt von John Dickson, Bullies and Saints: An Honest Look at the Good and Evil of Christian History, Zondervan 2021.
Gandhi über Jesus und das Christentum:
„A variation is found in Bombay Sarvodaya Mandal & Gandhi Research Foundation’s website mkgandhi.org. Christian missionary E. Stanley Jones, who spent much time with Gandhi in India, is said to have askedː “Mr Gandhi, though you quote the words of Christ often, why is it that you appear to so adamantly reject becoming his follower?“. To this, Gandhi is said to have repliedː “Oh, I don’t reject your Christ. I love your Christ. It is just that so many of you Christians are so unlike your Christ”.“ (https://en.wikiquote.org/wiki/Mahatma_Gandhi)
„I have a great respect for Christianity. I often read the Sermon on the Mount and have gained much from it. I know of no one who has done more for humanity than Jesus. In fact, there is nothing wrong with Christianity, but the trouble is with you Christians. You do not begin to live up to your own teachings.“ In conversation, attributed by James E. McEldowney (https://en.wikiquote.org/wiki/Mahatma_Gandhi)