Wie erfahren und begreifen wir Gott und Leid?

Keine Antwort für Leid – also kein Gott?

Eine reductio in mysterium als einzige Reaktion auf die intellektuelle Frage erscheint Kritikern als offenkundige Bankrotterklärung des Denkens von Gläubigen und ausreichend, die Existenz des christlichen Gottes zu leugnen. (Z.B. Uwe Lehnert. Warum ich kein Christ sein will. TEIA: Berlin 20114, 168-169.)

Andererseits gibt es auch Gottvertrauen trotz und mitten im Leid. Es gibt auch Menschen, die aus schrecklichem Leid heraus erst anfangen, Gott zu vertrauen:

„Meine Eltern wollten keine Kinder mehr. Meine Mutter wollte endlich raus. Mein Vater brauchte nur einen Sohn. Für die große Firma. Obwohl sich meine Mutter während ihrer Schwangerschaft fast zu Tode hungerte, wurde ich trotzdem geboren. Vier Monate zu früh. Alle nachkommenden Kinder wurden abgetrieben. Kein guter Start ins Leben. Internat, Missbrauch, vier Fehlgeburten, fünf Darmoperationen. Mein Bruder erbt ein millionenschweres Imperium. Ich erbe nichts. Ein Nahtoderlebnis. Eine fulminante Karriere, viele Preise, Erfolge am größten deutschsprachigen Theater. Die Presse schreibt: ‚A Star is born.‘ Ein lieber Mann und Gott.“ (Eva Maria Admiral. Mein Überlebenslauf. Brunnen. Gießen, 20173)

Eva Maria Admiral wurde nicht gläubig mit der Vorstellung, dass nichts Böses sie treffen könnte. Sie wurde mit ihrer Erfahrung des Bösen gläubig.

Es scheint also einerseits für manche trotz leidvoller Erfahrungen ausreichende Gründe für Glauben und Vertrauen zu Gott zu geben.

Für andere reichen die Gründe nicht – aber auch sie gehen nicht automatisch von der Realität des Leides zur Leugnung Gottes. Es steckt ein Argument dahinter.