Spricht das Böse gegen den biblischen Gott?

Leid als logisches Argument gegen Gott?

Wenn schon, dann gegen den Gott der Bibel.

Das intellektuelle Problem des Leides entsteht erst, wenn man irgendwas von einem liebenden Gott gehört hat.

Deswegen hat es in der Antike auch nicht so einen großen Stellenwert für die Allgemeinheit. Die antiken Götter waren einfach nicht gut. Und sie streiten miteinander. Wenn man sie richtig verehrt, schützen sie. Einen Beleg dafür sahen viele pagane Gläubige darin, dass Alarich Athen mit seinen zahlreichen Götterstatuen verschont, das christianisierte Rom aber am 24.8.410  zerstört.

Wenn man an einen liebenden Gott glaubt, kann man sich fragen, ob dieser Glaube mit dem Leid in der Welt zusammenpasst.

Wenn es keinen Gott gäbe, dann könnte man sich auch nicht über die Frage, ob die Existenz von Leid akzeptabel oder konsistent zu sonstigen Vorstellungen ist den Kopf zerbrechen. Leiden wäre einfach ein Teil der natürlichen Ordnung der Dinge und es würde keinen Sinn machen, sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge aufzulehnen. Wenn es keinen Gott gibt, dann fehlt uns auch der Maßstab, um etwas gut oder böse zu nennen – Atome, Moleküle, Tiere sind weder gut noch böse, sie sind einfach.

Ohne Gott könnte das persönliche Problem des Leides noch größer werden: Wir spüren, dass etwas nicht stimmt, wir begehren gegen das Leid auf – aber da ist niemand und nichts. Man leidet zwar, aber darf nicht fragen: „Warum?“

Und man verzichtet auf jede Hoffnung für die Leidenden, deren Leben und Protest gegen ihr Leid sinnlos bleiben und deren Leiden wir auch nicht mehr skandalös nennen können. (Wenn man Boethius folgt, gibt es in diesem Fall auch ein Problem mit dem Guten.) (Es scheint zunächst nur zwei Möglichkeiten zu geben. Sinnlosigkeit des Atheismus oder vermeintliche Widersprüchlichkeit des Theismus: Sie haben die Wahl!)

Erst Leute, die vom Gott der Bibel (der allmächtig und gut ist) gehört haben, können sich fragen: Passt das zusammen?

So könnte hier ein Argument aussehen:

(1)       Ein vollkommen (1a) guter und (1b) allmächtiger Gott existiert.

(2)       Leid existiert. (2b: es ist ungleich verteilt. 2c: es gibt zu viel und grauenhaftes Leid.)

(Schluss)       Ein vollkommen guter und allmächtiger Gott existiert nicht.

Intuitiv spüren wir die Spannung zwischen (1) und (2). Es ist genau diese Intuition, die das Argument gegen die Existenz des biblischen Gottes stark macht.

An diesem Schluss stimmt aber was nicht. Der Schluss folgt nicht logisch aus (1) und (2) – wir brauchen dazu noch mehr Annahmen, z.B. (3) und (4):

(1)       Ein vollkommen (1a) guter und (1b) allmächtiger Gott existiert.

(3)       Wenn Gott gut ist, will er eine Welt ohne Leid schaffen.

(4)      Wenn Gott allmächtig ist, kann er eine Welt ohne Leid schaffen.

(2)       Leid existiert.(2b: es ist ungleich verteilt. 2c: es gibt zu viel und grauenhaftes Leid.)

(Schluss)       Ein vollkommen guter und allmächtiger Gott existiert nicht.

Jetzt stimmt der Schluss logisch, aber stimmen auch alle Prämissen? Und wenn sie stimmen, wie antworten Christen darauf? Darum geht es in folgenden Beiträgen.