Wie erfahren und begreifen wir Gott und Leid?

Leid: das persönliche und das intellektuelle Problem

Wer mitten im Leiden steckt, braucht keine Überlegung, keine Argumente, sondern jemand, der zuhören kann, eine Person, die trösten und durchhelfen kann. Wer mitten drin steckt, den interessieren nicht die großen philosophischen Fragen, sondern der will wissen:

  • „Warum ich?“
  • „Wie kann ich das aushalten?“

Philosophische oder theologische Gedankengänge können aber denen helfen, die derzeit Gedankenprobleme haben und nach Antworten suchen. Sie sind möglicherweise eine Vorbereitung für spätere Leiderfahrungen.

Wohin die Gedankengänge auch führen: Leid ist nichts, was wir in die Hosentasche stecken können. Leid ist furchtbar, fühlt sich oft absurd an. Es werden Fragen übrig bleiben. Es ist nicht rein intellektuell.

„Nichts an philosophischer oder theologischer Reflektion nimmt Leid oder unserer tiefen Trauer darüber ihr furchtbares Wesen. … es ist auch der Fall, dass nichts an unserer philosophischen Reflektion die Natur unser Pflichten und Verantwortung gegenüber den Leidenden um uns herum ändert.“ (Eleonore Stump, The problem of suffering, https://publicchristianity.org/library/the-problem-of-suffering, 15.9.2017.)

Jonathan Sachs, der Chief Rabbi des Vereinigten Königreichs, sagte nach dem Tsunami 2004, unsere Reaktion sollte lauten:

„Gott, wir wissen nicht warum dieses schreckliche Desaster passiert ist, aber ich weiß, was du von uns willst: den Betroffenen helfen, die Hinterbliebenen trösten, Verletzten Heilung senden und Unterstützung denen, die ihre Existenzgrundlage und Häuser verloren haben.“  (Times, 1. Jänner 2005.)

Christen haben die Hoffnung, dass Gott eines Tages alle ihre Tränen trocknen wird. Sie haben auch Gründe, Gott im Leid nicht zu misstrauen. Aber sie haben auch einen Grund, Gott mitten im Leid zu vertrauen.