Wie erfahren und begreifen wir Gott und Leid?

Leid: natürlich, moralisch und metaphysisch

Verschiedene Arten von Leid

Zahnschmerzen sind etwas anderes als Trainingsschmerzen, auch ist das Böse, das ich tue (Sünde) anders als das Böse, das mir geschieht (Leid) – aber seit Leibnitz unterscheidet man drei grundlegende Arten des Übels:

Malum physicum

Das Übel in der Natur ist das

„Fehlen einer Eigenschaft, auf die ein konkretes Wesen von Natur aus angelegt und ohne die es in seiner vollen Wirklichkeit behindert wird.“

Ein Beispiel dafür wäre Blindheit, aber auch Leid durch Krankheiten oder Naturkatastrophen, Leid durch gefährliche Tiere oder giftige Pflanzen.

Malum morale

Das Übel, das vom Mensch verursacht wird. Wenn jemand beispielsweise einem anderen durch

„freie Willensentscheidung … ohne Grund und in voller Absicht das Augenlicht zerstört…“

Malum metaphysicum

Das Übel, das durch Endlichkeit, Geschöpflichkeit verursacht wird. Es führt zu Leiden an der

„Unvollkommenheit, wie sie der geschöpflichen Begrenztheit eines bestimmten Wesens zu eigen ist.“

Ein Stein kann zum Beispiel nicht sehen und wir Menschen können nicht alles sehen, nicht immer sehen, nicht überall hinsehen, weil wir nicht Gott sind. Sobald Gott etwas oder jemanden erschafft, gibt es diesen Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf.

(Alle Zitate aus von Karl Kardinal Lehmann, in: Ingolf U. Dalferth, Karl Kardinal Lehmann, Navid Kermani, Das Böse: Drei Annäherungen, Herder, Freiburg im Breisgau 2011, 9-52, 56.