Reductio in mysterium: Ist alles Denken über Leid nur ein Mysterium?
Wenn die Frage nach dem Leid als Frage an das christliche Weltbild gestellt wird, werden die Antworten im Schnittpunkt von christlicher Offenbarung, existenzieller Erfahrung und philosophischer Überlegung zu suchen sein.
Unser jeweiliges Verständnis der Bibel, unsere Beobachtungen und Intuitionen und unsere Gedankengänge werden sich auf unsere Antwort auswirken.
Aber vielleicht ist die Frage nach dem Leid von vorne zum Scheitern verurteilt? Vielleicht müssen Christen sich eingestehen, keine Antwort zu haben. Wenn das so wäre, wäre es gut, das zuzugeben.
Reductio in mysterium als Ausweg?
Wenn das so wäre, wäre es möglich, sich darauf zurückzuziehen, dass alles nur ein Mysterium ist. Diese Antwort bietet sich an, nachdem andere Antworten gründlich bedacht und zurückgewiesen wurden.
Ein derartiger Moment scheint die Reaktion des römisch-katholischen Papstes auf die Frage einer philippinischen Zwölfjährigen, die sich prostituieren musste, gewesen zu sein, die fragte:
„Warum lässt Gott das zu?“
Seine unmittelbare Reaktion war, sie in den Arm zu nehmen und mit ihr zu weinen. Es gibt Situationen, in denen Schweigen hilfreicher ist als Reden.
Den anwesenden Gläubigen sagte er, sie sollten ebenfalls lernen, zu weinen und er fügte hinzu:
„Dieses Mädchen ist die einzige, die diese Frage gestellt hat, die man nicht beantworten kann: Warum leiden Kinder? Auch der große Fjodor Dostojewski hat sie gestellt. Und es ist ihm nicht gelungen, sie zu beantworten.“ (http://www.kath.ch/newsd/starke-papst-zitate-ueber-kinderleid-korrupte-kirchenmaenner-und-heilige-suender/).
Diese Reaktion hat sicher mehr geholfen als eine logische Argumentation. Aber als Antwort auf die intellektuelle Frage sollte sie erst nach Prüfung möglicher Alternativen in Betracht gezogen werden.