Stephen Hawking und Gott

Stephen Hawking, Gott und kurze Antworten (Spoiler!)

Buch und Cover Kurze Antworten, eigenes Foto

Bild: Buch und Cover, eigenes Foto

Die zehn „kurzen Antworten“ aus Hawkings letztem Buch kurz zusammengefasst lauten (Achtung, Spoiler!):

 „1. Gibt es einen Gott?“

steht im Zeichen der Konfliktthese: Es gibt einen „Gegensatz zwischen Naturwissenschaft und Religion“ (S. 52). Die Naturwissenschaft ist rational. Sie entdeckt universelle und unveränderliche Naturgesetze, die erklären, warum die Welt begann und wie sie sich entwickelt. Für den christlichen Gott, der persönlich eingreift, bleibt kein Ort (es gibt nichts außerhalb des Universums), keine Zeit (vor dem Urknall gab es keine Zeit) und keine Möglichkeit einzugreifen (die Naturgesetze können nicht gebrochen werden).

 „2. Wie hat alles angefangen?“,

erklärt, dass es noch „kein vollständiges Bild“ gibt (S. 66). Dennoch ist für Hawking klar:  „Wir sind das Produkt von Quantenfluktuation im ganz frühen Universum.“ (S. 86) Diese Quantenfluktuationen waren „die Keime für Strukturen in unserem Universum“ (S. 85). Interessant sind Hawkings Ausführungen zur anfänglichen Ablehnung von Urknallmodellen aufgrund atheistischer Grundannahmen (S. 67).

„3. Gibt es anderes intelligentes Leben im Universum?“

definiert Leben und skizziert die evolutionäre Entwicklung der Menschheit bis zur derzeitigen, neuen Phase: „Wir werden in der Lage sein, unsere DNA selbst zu verändern und zu verbessern.“(S. 104) Schließlich werden die neuen Menschen den Weltraum besiedeln. Wenn das bei uns so schnell geht, fragt Hawking: „Warum wimmelt es also in unserer Galaxis nicht von Lebensformen…?“ (S. 107) Entweder, das Leben konnte nur auf der Erde entstehen (S. 108), andere Lebensformen entwickelten keine Intelligenz (S. 108), Asteroideneinschläge beenden überall (außer bei uns) die Entwicklung (S. 109), intelligentes Leben zerstört sich immer selbst (S. 110) oder wir wurden bisher zum Glück einfach übersehen (S. 110).

 „4. Können wir die Zukunft vorhersagen?“

behauptet, Gott oder Götter seien aufgrund des wissenschaftlichen Determinismus nicht mehr nötig für die Erklärung von Phänomenen. Im Prinzip ist die Zukunft vorhersagbar, allerdings geht es praktisch nicht, und zwar wegen der Komplexität und chaotischer Eigenschaften der nötigen Berechnungen (S. 115), der Unschärferelation (S. 118) und unerkennbaren Regionen in Schwarzen Löchern (S. 121).

 „5. Was befindet sich in einem schwarzen Loch?“

beschäftigt sich mit dem von Hawking am meisten beforschten Gebiet. Er informiert über Forschungsgeschichte und Eigenschaften von Schwarzen Löchern. Das Informationsparadox führte Hawking zu Überlegungen, die über Masse, Drehimpuls und elektrische Ladung hinaus Informationen auf dem Ereignishorizont des Schwarzen Loches annehmen lassen (S. 146).

„6. Sind Zeitreisen möglich?“

schließt Zeitreisen prinzipiell nicht aus, erklärt aber, dass dafür entweder unendliche Energie oder die Konstruktion eines Wurmloches nötig wären. Ein Gegenindiz sieht Hawking darin, dass wir keine Zeitreisenden aus der Zukunft treffen. Da Zeitreisen mit Paradoxa verbunden sind, vermutet er, dass die Gesetze der Physik sie nicht erlauben. (S. 166)

„7. Werden wir auf der Erde überleben?“

verneint klar: Es gibt angesichts der Bedrohungen durch Asteroiden, Atomkriege, Umweltkatastrophen keine Zukunft auf der Erde. Der Planet wird im nächsten Jahrtausend verheert werden (S. 175—176), daher muss die Menschheit die Erde verlassen. Das könnte gelingen, denn die Veränderungen in Gesellschaft, Denken und Technologie werden aufgrund unserer beschleunigten Evolutionsrate rasant zunehmen. (S. 188)

„8. Sollten wir den Weltraum besiedeln?“

führt dieses Thema fort. Hawking skizziert eine Zukunft mit Stützpunkten auf Mond, Mars und den äußeren Planeten. Träume werden wahr – er berichtet von seinem eigenen Parabelflug (S. 194) und dem „Breakthrough Starshot“ Projekt mit seinen 1000 miniaturisierten Satelliten (S. 200). Nur im Weltraum liegt Hoffnung: „Eine andere Wahl haben wir nicht.“ (S. 204)

„9. Wird uns künstliche Intelligenz überflügeln?“,

warnt vor ungezügelten Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz. Diese hat viele Vorteile und wird sicher weiterentwickelt bis sie  menschliche Intelligenz weit übertreffen wird. Gefahren gehen dabei nicht nur von autonomen Waffen oder Handelssystemen aus. Die Menschheit muss Weisheit entwickeln und auf künstliche Superintelligenz vorbereitet sein, daher engagierte sich Hawking in verschiedenen Institutionen für Technologiefolgenabschätzungen.

„10. Wie gestalten wir unsere Zukunft?“

betont die Wichtigkeit von Bildung und Fantasie. Beides ist bedroht. Die kommende Generation braucht gute Kenntnisse der Naturwissenschaft: „So kann sie später ihr Potential entfalten und eine bessere Welt für die gesamte Menschheit hervorbringen.“ (S. 233) Hawking schließt mit dem Appell, neugierig zu sein, nicht aufzugeben und die Zukunft zu gestalten (S. 236).

Literatur

Stephen Hawking, Kurze Antworten auf große Fragen, Klett-Cotta, 2018, siebte Auflage 2021.