Das historische Argument für die Auferstehung von Jesus Christus geht davon aus, dass uns unverfälschte Berichte von Augenzeugen vorliegen. Die Berichte über die Auferstehung stammen aus frühester Zeit . Aber sind sie auch unverfälscht? Sie hätten durch die Überlieferung oder durch die ersten Augenzeugen verfälscht werden können. Beides ist nicht passiert. Immer gab es zu viele Zeugen. Die Augenzeugenberichte der Auferstehung sind unverfälscht.
1. Korinther 15,3-8 – gesicherte Überlieferung bedeutet unverfälschte Weitergabe in den Handschriften
Seit langem werden die Texte der Bibel wissenschaftlich untersucht. Es gibt verschiedene Hanschriften und andere empirische Grundlagen. Diese Texte unterscheiden sich gelegentlich – deswegen gibt es eine wissenschaftliche Disziplin mit dem Ziel, den ursprünglichen Text zu rekonstruieren.
Um den ursprünglichen Text zu rekonstruieren, werden alle verfügbaren griechischen Handschriften, die ältesten Übersetzungen in andere Sprachen und alle frühen Zitate dieser Texte bei Kirchenvätern, den frühesten christlichen Autoren, Theologen und Philosophen untersucht.
Das Resultat ist eine kritische Edition des Textes: Das Novum Testamentum Graece. Solche wissenschaftlichen Textausgaben führen ihre Belege in einem Abschnitt unter dem Text an.
Für unser Beispiel aus dem ersten Korintherbrief ergibt sich folgender Text:
Am rechten Rand sehen wir andere Bibelstellen angeführt, auf die dieser Text anspielt oder die er zitiert. Im Fließtext wird der rekonstruierte Text angeführt. Die rot hinterlegten Symbole zeigen an, dass die Herausgeber an dieser Stelle andere Varianten für erwähnenswert halten.
Welche Varianten sind das? Das führen die Herausgeber am unteren Rand der jeweiligen Seite in einem Abschnitt an, der „Kritischer Apparat“ genannt wird.
Für unseren Text finden sich die folgenden Varianten:
- Vers 3: Drei lateinische Texte lassen die Worte „was ich auch empfangen habe“ aus. Dabei handelt es sich um eine lateinische Übersetzung von 1.Korintherbrief (Handschrift b) und zwei Zitate bei Kirchenvätern (Irenäus in der lateinischen Übersetzung und Ambrosiaster).
- Vers 4: Keine Varianten.
- Vers 5, 1. Fall: Die besten und ältesten Handschriften enthalten das Wort „dann“ (gr. eita). Das ist das Wort, das im Fließtext steht, weil es für die Herausgeber der ursprüngliche Text ist. Eine andere Gruppe von Handschriften haben das Wort „dann, darnach“ (gr. epeita) und eine weitere Gruppe hat die Worte „und nach diesem“ (gr. kai meta tauta).
- Vers 5, 2. Fall: Eine Gruppe von westlichen Handschriften und eine kleine Notiz am Rand einer syrischen Übersetzung enthält statt dem Wort „die Zwölf“ als Bezeichnung der Gruppe, der Jesus erschien, „die Elf“. (Vermutlich hat jemand nachgezählt und als er feststellte, dass aufgrund des Selbstmordes von Judas nur mehr elf Apostel übrig waren, ersetzte er den „Teamnamen“ der Jünger von Jesus – „die Zwölf“ – durch die Zahl „Elf“.)
- Vers 6: Einige Handschriften, darunter viele spätere Zusätze in älteren Handschriften ändern „einige aber entschlafen sind“ in „einige aber auch entschlafen sind“ durch den Zusatz eines kleinen griechischen Wortes (gr. kai).
- Vers 7: Einige Handschriften enthalten nicht „dann“ (gr. eita) sondern ganz ähnlich wie in Vers 5 „dann, darnach“ (gr. epeita).
- Vers 8: Keine Varianten.
So „schrecklich“ wurde der Text im Laufe von jahrhundertelanger Überlieferung „entstellt“. Die kleinen, unbedeutenden Änderungen zeigen, dass es zwar immer wieder einmal Veränderungen gab, dass sie aber nichts an der Textbedeutung ändern. Die ursprüngliche Textbedeutung blieb völlig erhalten. Wir können sicher sein, was Paulus schrieb.
Diese Augenzeugenberichte der Auferstehung sind unverfälscht durch die Überlieferung – denn die Überlieferung, die empirischen Datenlage zeigt, welche unbedeutende Varianten es gibt und wie sie wohl entstanden sind.
1. Korinther 15,3-8 – keine Verfälschung durch die Augenzeugen selbst bedeutet unverfälschte Informationen aus erster Hand
Die Augenzeugen selbst hätten natürlich diese Informationen verfälschen können, bevor die Textüberlieferung losging. Ihr Augenzeugenbericht über die Auferstehung hätte entweder absichtlich oder unabsichtlich verfälscht werden können.
Absichtliche Verfälschung durch die Augenzeugen – warum, wozu, wie?
Wenn die ersten Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung Ihre Berichte absichtlich verfälscht hätten, hätte das bedeutet:
Sie hätten für eine Lüge gelebt und wären auch in vielen Fällen für diese Lüge gestorben. Das war aber eine Lüge, die ihnen vor ihrem Tod nichts eingebracht hätte, außer Ausgrenzugn, Entbehrungen und Leid. Sie hätten also damit kein nachvollziehbares Ziel verfolgt.
Sie hätten eine Lüge verbreitet, für die sie kein Motiv hatten. Was hätte sie dazu bringen sollen, nachdem Jesus am Kreuz gestorben war? Dieser Tod war für sie der Beweis, dass sie auf dem Holzweg waren. Gott selbst hat das in ihren heiligen Schriften so bewertet.
… ein (am Holz) Aufgehängter ist ein Fluch Gottes (5. Mose/Deuteronomium 21,23).
Als sie Jesus am Kreuz sterben sahen wussten die Jünger – und alle Menschen damals – aus ihren heiligen Schriften, dass Jesus ein Versager war. Sie hatten keinen Anlass mehr, Geschichten über ihn zu erfinden.
Sie hätten ihr Leben lang dichthalten müssen. Es ist nicht sehr plausibel anzunehmen, dass hunderte Menschen ihre Lüge standhaft vertreten – und keiner „einknickt“ oder umfällt.
Für eine absichtliche Verfälschung der Informationen hatten die Jünger keinen Anlass, kein Motiv und keine Mittel. Sie haben ihre Informationen nicht bewusst verfälscht. Die Augenzeugenberichte der Auferstehung sind unverfälscht.
Unabsichtliche Verfälschung durch die Augenzeugen – wie?
Hätten die Augenzeugenberichte unabsichtlich verfälscht werden können? Es ist nicht plausibel, dass die Augenzeugen „ehrlich aber auf dem Holzweg“ waren. Ihre Erfahrungen nach der Auferstehung von Jesus waren einfach zu häufig und verschiedenartig um als Illusionen oder Halluzinationen abgetan zu werden. Es berichten Frauen und Männer, Einzelne und Gruppen, Freunde und (einstige) Gegner über Begegnungen mit Jesus.
Sie konnten nicht einfach Dinge über ihn sagen, die allem widersprachen, was andere mit ihm erlebt hatten.
Aber waren das nicht alles Freunde von Jesus? Paulus war es nicht, und Jakobus, der Halbbruder von Jesus, hat zuerst gedacht, Jesus wäre verrückt geworden.
Aber selbst wenn alle Zeugen Freunde von Jesus gewesen wären, würde das nicht gegen ihre Wahrhaftigkeit sprechen. Auch Freunde können wahrhaftig berichten!
Wir können den Fall auch mit den vier Hauptquellen über Sokrates vergleichen:
- Aristophanes schrieb zu Lebzeiten des Sokrates über ihn.
- Plato war sein Schüler und schrieb bis zu einem Zeitraum von 50 Jahren danach.
- Xenophon war ebenfalls ein Schüler und schrieb etwa 40 Jahre später.
- Aristoteles, ein Schüler Platons, schrieb etwa 50 Jahre später über Sokrates.
Gewöhnlich vertrauen wir von ihnen denen am meisten, die seine Schüler, Nachfolger waren. Warum? Weil sie ihn am Besten gekannt haben!
Die Informationen der Augenzeugen wurden von den Augenzeugen nicht verfälscht – weder bewusst noch unbewusst. Die Augenzeugenberichte der Auferstehung sind unverfälscht.