Widerlegt Wissenschaft Glauben?

Ursprünge: Sind Christliche Vorstellungen wissenschaftlich widerlegt?

Pillars of Creation - Hubble Space Telescope

Pillars of Creation von NASA, ESA, und dem Hubble Heritage Team auf wikimedia.org

Besonders in Bezug auf christliche Schöpfungsvorstellungen erscheint vielen die Wissenschaft im Krieg mit dem Glauben zu liegen.

Aber das ist nur eine Möglichkeit.

Im Glaubensbekenntnis der Christen kommt der Glaube an „Gott, den Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde“ vor. Doch wie und wann genau hat Gott Himmel und Erde geschaffen?

Hier liegt unter Christen mit begründetem Glauben ein weites Spektrum von Meinungen vor, die die verschiedensten Positionen abdecken:

  • Manche glauben, dass wir nur aufgrund der Bibel nicht genau wissen könnten, durch welche Prozesse Gott geschaffen hat. Begonnen hat er damit jedenfalls „am Anfang“ (Genesis 1,1).
  • Einige sagen, Gott habe durch Evolution geschaffen – er hat die Ausgangsbedingungen genau so eingestellt, dass sich alles so entwickelte, wie er wollte.
  • Andere sagen, Gott habe immer wieder an entscheidenden Stellen neue Information in einen evolutionären Prozess gegeben.
  • Manche Gläubige sehen einen Widerspruch zwischen den Ergebnissen der Wissenschaft und ihrer Interpretation der Bibel. Sie denken, dass die Welt in sechs aufeinander folgenden 24-Stunden-Tagen geschaffen wurde. Diese Position wurde ab dem 18. Jahrhundert immer seltener vertreten, erst Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es sie wieder häufiger.

Oder anders gesagt, fragen wir: „Wie alt ist das Universum?“ Darauf gibt es eine Reihe von verschiedenen Antworten, die denkmöglich waren und für manche auch plausibel waren. Aristoteles stellte sich die Welt als ewig vor. Der Philosoph Bertrand Russell hielt es für philosophisch denkmöglich, dass die Welt fünf Minuten alt ist. Gott könnte uns ja vor fünf Minuten mit allen unseren Erinnerungen und dem Frühstück im Magen geschaffen haben. (Allerdings wäre das nicht der Gott, von dem Christen sprechen.) Und dazwischen werden von Christen verschiedene Positionen vertreten:

Wie alt ist das Universum - verschiedene Möglichkeiten

Die Vielfalt der Meinungen unter Menschen, die ehrlich Jesus und die Bibel lieben, zeigt, dass hier nur unter bestimmten Voraussetzungen ein Konflikt besteht.

Gemeinsamkeiten bestehen im Glauben an Gott als Schöpfer und einer besonderen Stellung und ethischen Verantwortung der Menschen. Beides ist auch für Menschen in den Naturwissenschaften denkbar.

Mehr dazu:

John Lennox gibt einen guten ersten Einblick in verschiedene Interpretationsmöglichkeiten der biblischen Texte und wie sie mit wissenschaftlichen Ergebnissen zusammen hängen könnten. Er erwähnt dabei auch viele unterschiedliche Modelle: John Lennox, Sieben Tage, das Universum und Gott. Was Wissenschaft und Bibel über den Ursprung der Welt sagen, SCM, Witten 2014.

Einen Überblick über die Entwicklung des Kreationismus seit Darwin gibt Ronald L. Numbers, The Creationsits. From Scientific Creationism to Intelligent Design, Harvard University Press, Cambridge Ms, expanded edition 2006.

„During the century or so following the publication of Charles Darwin’s Origin of Species (1859) most conservative Christian antievolutionists, at least those who expressed themselves on the subject, accepted the evidence of the antiquity of life on earth while rejecting the transmutation of species and any relationship between apes and humans. Only a small minority, found largely among the Seventh-day Adventist followers of the prophet Ellen G. White, insisted on the special creation of all life forms 6,000-10,000 years ago and on a universal flood at the time of Noah that buried most of the fossils. Following the publication of The Genesis Flood (1961) by the fundamentalists John C. Whitcomb, Jr., and Henry M. Morris, this radical alternative broke from its Adventist moorings and cut a broad swath through conservative Protestantism.“

Ronald L. Numbers, Myth 24. That Creationism Is a Uniquely American Phenomenon, in: Ronald L. Numbers (Hg.), Galileo Goes To Jail. And Other Myths about Science and Religion, Harvard University Press, London 2009, 215-223, hier: 216