Christlicher Glaube und Naturwissenschaft liegen nicht an sich im Widerspruch. Sonst gäbe es weder Gläubige in den Wissenschaften noch hätte der christliche Glaube seine Rolle bei der Entstehung der Wissenschaften spielen können.
Theismus oder Naturalismus?
Konfliktlinien ergeben sich zwischen zwei Weltanschauungen: dem Theismus und dem Naturalismus.
Theisten lehnen die naturalistische Vorstellung ab, Sinn habe sich aus Unsinn entwickelt. Christliche Theisten lehnen ein naturalistisches Menschenbild ab, das den Menschen als tolles Tier, aber nicht also erlösungsbedürftige Schöpfung im Ebenbild Gottes sieht.
Keines der beiden Weltbilder hindert hingegen die Wissenschaft, Naturwissenschaft wird sowohl von Theisten als auch von Naturalisten erfolgreich betrieben.
Spezifische christliche Ursprungsvorstellungen
Weitere Konfliktlinien entstehen zwischen gewissen christlichen Positionen und den naturwissenschaftlichen Resultaten. Dabei geht es besonders um spezifische Interpretationen der biblischen Schöpfungstexte und den daraus resultierenden Vorstellungen zu den Ursprüngen der Welt und des Lebens.
Nicht alle diese Interpretationen sind im Konflikt mit naturwissenschaftlichen Ergebnissen.
Die zwei Gefahren für Gläubige im Konfliktgespräch
1. Eine sensible Haltung ist nötig: Unterschiedliche Meinungen wird es immer wieder geben. Christen, die in Bezug auf Ursprungsfragen andere Meinungen vertreten, müssen diese vorsichtig und respektvoll diskutieren und daran denken, dass viele Menschen ihre Identität mit naturwissenschaftlichen Resultaten verbinden.
Von Christen, die sich an die Bibel halten wollen, ist jederzeit zu erwarten, dass sie taktvoll, „mit Sanftmut und Gottesfurcht“ (1. Petrusbrief 3,16 LUT 1984), freundlich, ansprechend und weise (Kolosserbrief 4,5-6) argumentieren.
2. Eine wohl informierte Haltung ist nötig: Gläubige stehen in Gefahr, sich und ihre Botschaft lächerlich zu machen, wenn sie von Dingen sprechen, von denen sie wenig Ahnung haben.
Beispielsweise könnten sie über Genexpression weniger wissen, als sie denken.
Bereits Augustinus warnte vor dieser Gefahr:
„Nichts ist nun peinlicher, gefährlicher und am schärfsten zu verwerfen, als wenn ein Christ mit Berufung auf die christlichen Schriften zu einem Ungläubigen über diese Dinge Behauptungen aufstellt, die falsch sind und, wie man sagt, den Himmel auf den Kopf stellen, so dass der andre kaum sein Lachen zurückhalten kann. Dass ein solcher Ignorant Spott erntet, ist nicht das Schlimmste, sondern dass von Draußenstehenden geglaubt wird, unsere Autoren hätten so etwas gedacht. … Denn wenn sie einen von uns Christen auf einem Gebiet, das sie genau kennen, bei einem Irrtum ertappen und merken, wie er seinen Unsinn mit unseren Büchern belegen will, wie sollen sie dann jemals diesen Büchern die Auferstehung der Toten, die Hoffnung auf das ewigen Leben und das Himmelreich glauben?“ (Augustinus, Über den Wortlaut der Genesis, 1.19.39.)