Petrus hat sich zu Jesus aufs Wasser gewagt. Und er ist nach ein paar Schritten untergegangen. Sein Vertrauen ist von den Wellen und dem Wind erschüttert worden.
Vertrauen wird erschüttert
Jeder Mensch erlebt, dass sein Vertrauen erschüttert wird. Manchmal leicht, manchmal wird es aber auch beeinträchtigt, vergiftet oder beschädigt.
Vielleicht war in unserer Kindheit der Vater nie da. Oder er war betrunken. Oder er hat betrogen. Vielleicht war er gewalttätig. Vielleicht war die Mutter manipulativ. Was ihr anvertraut wird, wird früher oder später gegen das Kind verwendet. Vielleicht beschämt sie ihre Kinder öffentlich – durch Nörgelei oder durch Saubermachen mit Speichel. Andere Kinder sind brutal. Lehrpersonen können nicht beschützen. Irrtümer fliegen auf. Politiker oder Managerinnen sind in Skandale verwickelt. Gute Freunde sterben an Unfällen. Krankheiten treffen Dich. Katastrophen verwüsten Städte und Länder. Die Klimakrise, die Eurokrise, der Syrienkrieg verunsichern.
Vertrauen in Gott, die Welt und andere Menschen wird so erschüttert.
Es gibt verschiedene Arten von Erschütterungen:
Denkzweifel:
Denkzweifel kommen aus einer Unsicherheit über Tatsachen und Logik. Wie ist es wirklich? Stimmt, was ich denke? Hab ich mein Vertrauen auf etwas Tragfähiges gesetzt?
Gefühlszweifel:
Manchmal sind die Fakten nur die Oberfläche – der Zweifel kommt von ganz woanders her. Gefühlszweifel können körperliche Ursachen haben, aus alten Wunden stammen oder aus unseren Gemeinschaften und ihren Glaubenssätzen und Bildern (Filme, Bücher, Musik, Gruppendruck).
Willenszweifel:
Manchmal will ich nicht vertrauen. Denn Vertrauen bringt Veränderung. Vertrauen heißt, Kontrolle und Macht abzugeben. Vertrauen heißt, sich zu verlassen. Sich in die Hände eines anderen zu begeben. Manchmal will ich das nicht.
Alle diese Erschütterungen sind normal. Was bewirken sie? Wie könnten wir mit ihnen umgehen?
Was bewirken Erschütterungen?
Erschütterungen haben verschiedene Effekte.
- Sortieren: Wer eine Kiste mit Legosteinen schüttelt, sortiert die Teile. Die kleinen kommen nach unten und die großen wandern nach oben.
- Stabilität testen: Erschütterungen können aber auch die Stabilität testen. Wer auf eine Leiter steigt, schaut vorher, ob sie wackelt. Oder ist sie stabil?
- Zerbrechen: Erdbeben können dazu führen, dass etwas abbricht oder auseinanderbricht.
All das kann mit unserem Vertrauen passieren. Und wir erleben das alle auf die eine oder andere Art.
Wie reagierst Du auf Erschütterungen?
Welche Reaktionen auf Vertrauens-Erschütterungen gibt es?
Verdrängen:
Vielleicht hast Du so getan, als wäre nichts passiert. Du hast alle Zweifel verdrängt, Du hast Dich bemüht, nicht zu zweifeln und bist verbohrt und fundamentalistisch geworden. Innerlich hat der Zweifel weiter genagt und es war ein ganz ungesunder Zweifel.
Verzagen:
Vielleicht bist Du durch den Zweifel ganz verzagt geworden. Übervorsichtig. Verzweifelt. Du hast das Vertrauen aufgegeben und durch Kontrolle ersetzt. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Aber nicht für liebevolle Beziehungen zu Menschen und Gott.
Übertrieben Misstrauen:
Du zweifelst aus Gewohnheit, bist Profi im Zweifeln. „Alle lügen, immer. Niemandem kann man trauen.“ Du traust nur noch Dir selbst. Du wirst bitter oder gleichgültig. Für Profi-Zweifler wird das Leben immer lebloser. Denn wir leben aus liebevollen Beziehungen.
Verarbeiten:
Vielleicht war es aber ein gesunder Zweifel. Du bist der Sache auf den Grund gegangen. Vielleicht hat sich eine Beziehung als tragfähig erwiesen, als stabil. Oder das Vertrauen war tatsächlich unangebracht. Das Erbeben hat ein morsches Haus einstürzen lassen – nach Trauer und Enttäuschung ist Platz für Neues, Stabiles.
Ein guter Umgang mit Zweifeln schließt die Einsicht ein: Zweifeln ist normal.